In der Pferdeflüsterei und in der klassischen Reiterei wurde es schon lange gemutmaßt – nun ist es auch wissenschaftlich nachgewiesen: Die Arbeit an der Doppellonge ist die derzeit gesündeste Vorbereitung für das Pferd unter dem Sattel. Sie ist eine sehr gute Form der Gymnastizierung und zudem macht sie Pferd und Mensch gleichermaßen viel Spaß.

Aber Vorsicht: Wer mit der Doppellonge bei der Bodenarbeit nicht umgehen kann, schadet dem Pferd. „In unseren Lehrgängen lernt man, was es alles zu beachten gibt. Man erlernt anhand von praktischen Übungen, auch durch Videoanalysen und professionelles Coaching, das Pferd richtig vorzubereiten, die Körpersprache des Pferdes zu lesen und die psychologischen und physiologischen Komponenten zu beachten,“ so Andrea Kutsch.

Bei der Doppellongen-Arbeit entscheiden die Details

Bei der Doppellongenarbeit im Rahmen der Bodenarbeit ist es ganz wichtig, dass man als Mensch nicht einfach nur den beiden Leinen hinterherläuft. Man muss lernen, den richtigen Druck auf das Gebiss oder ein Trainingshalfter auszuüben, ohne zu stark zu ziehen. „So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich“, kann Andrea nicht oft genug betonen.

Um ein gutes Händchen für das richtige Maß zu bekommen, arbeiten wir in der AKA mit Zügeldruck-Messgeräten. Sie geben dem Teilnehmer einen wissenschaftlichen Nachweis über den Druck, den er gerade auf das Pferd ausübt und erlauben, sich selbst zu kontrollieren. Denn häufig wird dem Pferd unwissentlich geschadet. Wann wieviel Druck ausgeübt wird, kann man anhand einer App auf dem Handy ablesen. Mit ein bisschen Übung hat man dann selbst den Dreh schnell heraus und weiß, wie man klare Signale setzt, die das Pferd aus seiner Perspektive umsetzen kann.

Die richtige Kopfstellung in der Senkrechten und das korrekte Einrahmen des Pferdes sind von großer Bedeutung, wenn man die Arbeit an der Doppellonge korrekt ausüben und dem Pferd damit Gutes tun möchte. Denn das Pferd soll richtig untertreten und man muss wissen, welche Muskelgruppen mit welchen Übungen beansprucht werden. So kann man gezielt physiologische Schwächen beim Reiten unter dem Sattel ausgleichen und die Biomechanik mit in das Training einbeziehen. Das erlaubt es, das Pferd athletisch auszubilden und den reiterlichen Ansprüchen besser gerecht werden.

Unterschiede beim Training eines Reitpferdes, eines alten Pferdes oder eines Jungpferdes

Es gibt große Unterschiede zwischen der Arbeit an der Doppellonge bei einem bereits trainierten Sportpferd und einem jungen Pferd, das zunächst die Zügelhilfen erlernen muss.

Die Ausbildung an der Doppellonge geschieht mit Hilfe der klassischen Konditionierung, die aus dem wissenschaftlich basierten Pferdetraining nicht mehr wegzudenken ist. Das Sportpferd erhält an der Doppellonge maßgeschneiderte Aufgaben, kann häufigere Handwechsel gut vertragen, auch kann die Stangenarbeit oder Cavaletti-Arbeit hervorragend eingesetzt werden.

Das Jungpferd dagegen erhält andere Übungen, zum Beispiel Wendungen im Rahmen des Wechselns durch den Zirkel, das Rückwärtsrichten oder Versammlungen, um einen guten Muskelaufbau zu entwickeln und den Bewegungsapparat – zum Beispiel den Bauchmuskel – sukzessive aufzubauen.

Das Reitpferd benötigt eine andere Bemuskelung als zum Beispiel das Altpferd. Bei letzterem konzentriert man sich eher auf eine weichere Form der Bewegung und Beweglichkeit, während das Jungpferd lernen muss, das Gebiss zu verstehen, Wechsel sauber zu gehen und sich selbst umzustellen.

Doppellonge vs Einzellonge: Ein klarer Sieger

Die Arbeit an der Einzellonge gehört endgültig der Vergangenheit an. Es sind Wärmeentwicklungen vor allem im ersten und zweiten Halswirbel nachgewiesen worden, vor allem durch falsches Ausbinden und die einseitige Zugkraft der Einzellonge mit gezielter Einwirkung auf den Kopf. Da helfen auch nicht die unzähligen Hilfszügel, die im Markt zu finden sind.

Es heißt häufig in der altmodischen Forms des Longierens an einer Longe, dass man über diese Arbeit das Pferd in Balance bringen sollte. „Ein Pferd, das gar nicht erst aus der Balance gebracht wird, muss auch nicht wieder in Balance gebracht werden“, weiß Andrea Kutsch und hat diese These anhand zahlreicher Eigenstudien immer wieder untermauern können.

Tipps und Tricks bei der Vorbereitung zur Bodenarbeit an der Doppellonge

Es ist nicht zu empfehlen, ein Pferd, mit dem noch nicht an der Doppellonge gearbeitet wurde, oder ein Pferd, das einem noch unbekannt ist, einfach an die Doppellonge zu nehmen. Denn der 5-Grad-Winkel rund um die Schweifrübe ist ein blinder Spot, den das Pferd nicht einsehen kann. Taucht dort plötzlich eine Longe auf, die auf dem Sprunggelenk zum liegen kommt, kann sich das Pferd erschrecken und viel Adrenalin entwickeln, was das weitere Lernen für Stunden blockiert.

Wenn der Longenführer zudem noch etwas unerfahren ist, kann sich das Pferd schnell nach innen oder außen einwickeln und es kann gefährlich werden. Wir in der AKA haben zur Anwendung der EBEC-Trainingsmethode eine Technik entwickelt, mit der das Pferd zunächst mit einer einzelnen Longe um die Hinterhand sukzessive an die Longen gewöhnt wird.

Am besten ist es, man beginnt damit, das Pferd auf dem Zirkel gehen zu lassen, mit der Longe wie beim Einzellongieren. Einige Meter auf den Hufschlag gehen lassen ist ausreichend. Dann macht man eine saubere Drehung nach außen, so dass die Longe nun ruhig auf dem Sprunggelenk zum Liegen kommt. Nicht zu lang lassen, damit das Pferd nicht drüber treten kann, aber auch nicht zu kurz ziehen, damit die Longe nicht unter den Schweif kommt und das Pferd nicht durch einen Impuls am Kopf gestört wird.

Nun das Pferd einige Runden gehen lassen, um das Unbekannte kennenzulernen. So kann sich das Pferd zunächst in seinem Tempo vorwärts bewegen, bis es sich an die einzelne Longe um die Hinterhand gewöhnt hat. Sollte Panik entstehen, einfach wieder eine Außendrehung zurück machen oder ein wenig Druck am Halfter ausüben und so das Pferd wieder zurückziehen.

Das Pferd sollte nicht in Angst versetzt werden. Wenn das Pferd noch etwas ängstlich ist, auf beiden Seiten kurz wiederholen. Sobald sich das Pferd ruhig mit der einzelnen Longe um die Hinterhand bewegt, kann man die Doppellonge anbringen und los geht das Vergnügen für Pferd und Mensch. Viel Spaß!

In den Lehrgängen der AKA erlernt man unterschiedliche Techniken und Übungen zur Doppellongen-Arbeit.

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