Aktuellste Informationen über das Pferdegehirn beeinflussen die Jungpferde und Reitpferde-Ausbildung

Jeder Anwender der gewaltfreien Pferdekommunikation, aber auch wer eine Trainerausbildung oder eine Berufsausbildung Schwerpunkt Pferd oder Reiten anstrebt, sollte wissen wie er das Gehirn des Pferdes erreicht. Ohne Kenntnis über das Kurz- und Langzeitgedächtnis des Pferdegehirns und darüber wie sein Erinnerungsvermögen funktioniert, ist es schwer ein Pferd artgerecht auszubilden. Das Training von Pferden basiert auch heute noch weitestgehend auf Tradition und nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Pferdeexpertin Dr. Camie Heleski von der Universität Kentucky weiß nach langjähriger internationaler Erfahrung: „Um gute Trainingsergebnisse bei der Pferdeausbildung und dem Training von Pferden zu erzielen, ist es wichtig, sich klar zu machen, wie das Gehirn eines Pferdes funktioniert“. Traditionell wird immer wieder davon ausgegangen, dass das Pferd wie ein Mensch „tickt“. Die Behaviouristin aber macht deutlich: “Pferde denken komplett anders”. So ist auch die Arbeit mit der Pferdesprache nur dann wirkungsvoll, wenn ein Pferdetrainer weiß, wie die nonverbalen Gesten und Signale im Rahmen der interspezifischen Kommunikation, also der Kommunikation zweier unterschiedlicher Spezies, im Gehirn des Pferdes wahrgenommen und verarbeitet werden.

Die in der Andrea Kutsch Akademie entwickelte Trainingsmethode EBEC (engl: evidence based equine communication) berücksichtigt diese Unterschiede in der Ausbildung. Die Teilnehmer des Lehrgangsprogrammes lernen die unterschiedlichen Denkstrukturen des Pferdes kennen und üben anhand der wissenschaftlich basierten Erkenntnisse, wie sie Informationen in das Kurz- und Langzeitgedächtnis des Pferdes transportieren können. Das ist vor allem von größter Bedeutung, wenn ein Pferd etwas Neues erlernen oder ein bestehendes Verhalten umlernen muss. „Vor allem das Umlernen fällt Pferden schwer“, weiß Kutsch, nicht nur aus Erfahrung, diese Aussage wird auch anhand von T-Labyrinth-Studien und Intelligenztests mit Pferden (Testing for Intelligenz with horses) unterstützt.

Ein Grundverständnis für Pferdeverhalten sorgt für Reitsicherheit und Freude an der Arbeit mit Pferden

Die Freizeitreiter, die mit ihrem Pferd ausreiten, Wanderreiten, Orientierungsreiten oder Urlaub mit dem Pferd machen, stoßen hier häufig im Alltag auf Probleme mit dem Pferd, zum Beispiel beim Losmachen auf der Koppel oder im Pferdeanhänger. Dort sollte das Pferd warten, bis der Verschluss vom Halfter gelöst ist oder die Stange im Anhänger entfernt wurde, bevor das Pferd losgeht und seine Position verändert. Das hat auch eine große Bedeutung bei der Vermeidung von Reitunfällen. Es ist also wichtig, dass Menschen lernen, wie das Pferd aus seiner Perspektive Informationen abspeichert. Was ist das Signal, der Reiz, der ein Verhalten auslöst? Das Pferd sollte eben nicht auf die sich entfernende Stange im Anhänger die Rückwärtsbewegung einleiten, sondern als Reiz sollte der Zug am Halfter des Menschen, neben dem Pferd stehend, etabliert werden. „Das Pferd ist wesentlich intelligenter, als es ihm zugesprochen wird“, weiß Andrea Kutsch. Es vernetzt Signale und Reize sehr schnell miteinander und so kommt es zu einem Verhalten. Ist das Verhalten unerwünscht, muss der Pferdetrainer wissen, welche Antworten das Pferd erhalten muss und wann er dabei auf Mittel der Pferdekommunikation oder der klassischen Konditionierung zurückgreifen muss, die er beide im Rahmen der Ausbildung von Reiter und Pferd einsetzten sollte. Häufig sind diese angewandten Konsequenzen aus der pferdezentrischen Perspektive nicht verständlich.

Bei der Jungpferdeausbildung, der Pferdeausbildung Dressur und Springen, der Vorbereitung für den Pferdesport oder dem Breitensport muss ein Pferd viele sich ähnelnde Signale auseinanderhalten. Das wird dem Pferd häufig zu komplex präsentiert. Das Pferdegehirn hat dann Schwierigkeiten, die Informationen auseinanderzuhalten und das erwünschte Verhalten anzubieten. Es muss differenzieren, ob der Schenkelreiz des Reiters als Galopphilfe oder beispielsweise zum fliegenden Wechsel passt. Es muss den Sattel ruhig tragen, nicht buckeln und beim Aufsteigen stillstehen und das immer so lange, bis ein neues Signal des Trainers oder Reiters präsentiert wird. In den Lehrgängen der AKA wird vermittelt, wie dem Pferd diese Reizdifferenzierung möglichst leicht gemacht wird, wie man das Stressniveau des Pferdes niedrig hält und wie man die Verhaltensantwort so korrigieren kann, dass das Pferd sie innerhalb nur weniger Wiederholungen in seinem Gehirn kognitiv verarbeiten kann. Mit der Anwendung von EBEC wird ein direkter Einfluss auf die Gehirnstrukturen und das ZNS des Pferdes gewährleistet und ergibt langanhaltende Trainingserfolge.

Bildung über die Unterschiede zwischen Pferd und Mensch erleichtern die Teilnahme an Pferdesport und Pferdezucht

„Das Gehirn des Menschen ist – durch die Evolution bedingt und durch die Nische, die der Mensch sich im Ökosystem erobert hat – darauf ausgerichtet, lösungsorientiert zu arbeiten“, so Heleski. Der Mensch setzt sich Ziele, trifft rationale Entscheidungen und formt aktiv und strategisch den nächsten Schritt seines Handelns. So reagiert er auch auf Herausforderungen und Bedrohungen. Das Gehirn eines Pferdes funktioniert da ganz anders – ebenfalls bedingt durch den Platz, den das Pferd im Ökosystem einnimmt. „Pferde orientieren sich mit ihren Sinnen, vor allem dem Gehör und der Sicht, ihr Denken ist weitaus reaktiver“, bestätigt Andrea Kutsch. Kein Wunder: Die Wildnis lässt keine Zeit für strategische Überlegungen. Die Sinne müssen darauf ausgerichtet sein, eine Gefahr so früh wie möglich wahrzunehmen und umgehend darauf zu reagieren – nur das garantiert das Überleben. Dieses instinktive Verhalten zeigt ein Pferd natürlich auch in der Domestizierung. Ein eingesperrtes Pferd, das sich erschreckt, wird seinem angeborenen Fluchtinstinkt folgen. Sieht es ein Fester, ist es nicht in der Lage zu berechnen, ob sein Körper dort durch passt und welche Folgen sein Sprung haben wird, es wird auf die „Bedrohung“ reagieren und den Ausweg versuchen zu nutzen.

„Wenn wir im Pferdetraining davon ausgehen, dass ein Pferd wie ein Mensch denkt, wenn wir ärgerlich reagieren, das häufig Dual aktivierte Verhalten des Tieres oder gar das Tier selbst als dumm einordnen, liegen wir falsch. Wir werden weder dem Pferd gerecht, noch können wir mit langfristigen Trainingserfolgen rechnen“, ermutigt die Behaviouristin, die bereits in Brasilien, Mexiko, Honduras, Ägypten und Mali gearbeitet hat.

Was diese pferdezentrische Perspektive beinhaltet, wie sie in der Pferdezucht und dem Pferdesport, bei der Bodenarbeit, der Arbeit an der Doppellonge, dem Verladetraining, der Ausbildung von Reitern, Fahrern und Voltigierern und im allgemeinen Pferdetraining eingesetzt wird, zeigen die Pferdekurse der AKA. Dort lernen Sie nicht nur die physiologischen und psychologischen Voraussetzungen, die ein Pferd mitbringt, sondern auch, wie Sie aktiv diese wissenschaftlich belegten Komponenten umsetzen können und wie sich dadurch die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd verbessert.

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