Manche Pferde sind grundsätzlich ein wenig unaufmerksam, bei anderen fallen Aufmerksamkeitsdefizite nur gelegentlich auf: Genau wie es Menschen gibt, die sich nur schwer fokussieren können, gibt es auch Pferde, die sich – unabhängig von Biorhythmus und Tagesform – beim Training sehr gerne ablenken lassen.

Dann genügen ein Handyklingeln, eine Brise, die Blätter in den Bäumen zum Rauschen bringt oder ein weit entferntes Motorengeräusch – schon ist die Konzentration dahin.

Céline Rochais, Professorin an der Fakultät für humane und animalische Ethologie an der Universität von Rennes, und ihr Team haben diesen Aspekt näher untersucht und herausgefunden, dass Pferde in der Tat einen individuellen Level der Konzentrationsfähigkeit haben. Diesen für das eigene Tier zu kennen, macht es leichter, einen individuell zugeschnittenen Trainingsplan zu erarbeiten.

Rochais und ihr Team haben dazu einen validen, vierstufigen Test, entwickelt und mit einer Gruppe von Zuchtstuten unterschiedlichen Alters überprüft. Der Test ist so aufgebaut, dass ihn jeder ganz einfach selbst durchführen kann.

Zunächst zeichneten die Forscher auf, wie zügig und intensiv sich die Tiere im Stall zum einen von Klängen, zum anderen durch einen visuellen Reiz vom Fressen ablenken ließen.

Als auslösende Reize wurden dabei Tonaufzeichnungen eines Walgesangs sowie des Wieherns eines unbekannten Pferdes und das Licht eines Laserpointers genutzt, das für fünf Minuten auf die Stallwand projiziert wurde.

In den nächsten beiden Schritten sollten dieselben Tier dann zwei Dinge lernen. Erstens sollten sie das eine von fünf Behältnissen öffnen in dem sich Futter befand. Auf die betreffende Dose war ein Lichtstrahl gerichtet. Zweitens sollten sie bei einer simplen Übung mit der Longe auf Schlüsselworte reagieren. Gemessen wurde, wie lange die Tiere brauchten, um das gewünschte Verhalten zu zeigen.

Das Ergebnis: Pferde, die im Stall zügig und intensiv auf den gebotenen Ton bzw. Licht-Reiz reagierten und länger brauchten, um sich wieder ihrem Futter zuzuwenden, waren auch beim Training signifikant schneller und länger abgelenkt. Auch das Alter spielte dabei eine Rolle: Jüngere Tiere waren weniger konzentrationsfähig als ältere.

Rochais weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Folgestudien darauf zielen sollten, nicht nur die Konzentrationsfähigkeit von Pferden allgemein besser zu erforschen und zu verstehen, sondern auch Gender,- Rasse- und Altersunterschiede zu manifestieren, sowie Korrelationen zu der Umgebung und dem Wohlbefinden der Tiere herzustellen.

Das Wissen darum, wie konzentrationsfähig oder leicht ablenkbar das eigene Pferd ist, stellt einen wertvollen Hintergrund für die Ausbildung und das Training dar. Es bestimmt nicht nur, wie und wo das Pferd eingesetzt werden kann (Kein Anfänger sollte auf einem leicht ablenkbaren Tier sitzen!), sondern auch, wie im Trainingsplan Shaping und Konditionieren sinnvoll und zielführend angewendet werden. Ein Tier, das sich leicht ablenken lässt, kann z.B. eine höhere Konzentrationsfähigkeit über die Arbeit mit positiver Verstärkung erlangen.

Wie du mit solchem Hintergrundwissen dein Pferd optimal trainierst und wie du so auf den Charakter deines Tieres eingehen kannst, dass du das gewünschte Verhalten auf für beide Seiten leichte und stressfreie Art erreicht, lernst du in den Seminaren und Kursen der AKA.

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