Pferde möchten nicht so gerne voneinander separiert werden. Das liegt in der Natur des Herdentieres. Das ahnen natürlich alle, die Pferde mögen und beobachtet haben in ihrem Leben. Und so wie sich die Wissenschaft rund um das Pferd weiter entwickelt, finden wir mehr und mehr Unterstützung für diese Erkenntnis. Britische Pferdewissenschaftler haben nun bestätigt, dass Pferde mehr physiologische Stress-Signale zeigen, wenn sie in individueller Boxenhaltung leben. Unabhängig davon ob sie sichtbar so agieren oder nicht. Allerdings, wenn Pferde einmal einen geregelten Tagesablauf in einer Boxenhaltung erlernt haben, erhalten wir andere Ergebnisse. Darüber haben wir schon in einem anderen Blog Beitrag berichtet. Es kommt also immer darauf an, was das Pferd schon gelernt hat und als nicht angsteinflößend abgespeichert hat und was ihm noch Sorge bereitet. Nun wurde untersucht was in den Pferden vorgeht, wenn sie aus der Gruppenhaltung in Boxen kommen:
“The physiological changes we saw in our study horses cannot be masked in the same way that a horse can mask behavior (a survival mechanism in a prey species),” said Kelly Yarnell, PhD, researcher at Nottingham Trent University, in Nottingham, U.K. “
Die meisten Pferde in individueller Boxenhaltung zeigen eine sehr hohe Aktivität der Nebenniere, was ein Ergebnis von einem hohen Cortisol (Stress Hormon) Niveau sein kann. Hohe Cortisol Werte beeinflussen die Gesamtgesundheit von Pferden.
In der Studie unserer Kollegen in England wurde das Cortisol Level in den Pferdeäpfeln getestet, die Augentemperatur genommen und das Verhalten der Pferde beobachtet. Getestet wurden Pferde in vier Haltungssituationen:
- Individuelle Boxenhaltung ohne physischen Kontakt zueinander;
- Individuelle Boxenhaltung, mit limitiertem physischen Kontakt zueinander;
- Gruppenhaltung mit zwei Pferden zusammen;
- Gruppenhaltung mit mehreren Pferden.
Alle Pferde standen in Weidenhaltung bevor das Experiment begann. Die Pferde wurden jedoch zuvor, in Vorbereitung auf das Experiment, mit allen vier Haltungsformen vertraut gemacht, um das „Unbekannte“ als Stressreaktion einzugrenzen. Das Einstallen wurde vorsichtig und gleichzeitig für alle Pferde umgesetzt, so dass der Stress der Trennung eingeschränkt wurde.
Die Pferde die in individuelle Boxen gebracht wurden ohne physischen Kontakt mit anderen Pferden, hatten mit Abstand die höchste Cortisol Messung in den Pferdeäpfeln. Auch wenn die Pferde sich über die Boxentüren hinweg sehen konnten und sich hören konnten. Sie waren so isoliert wie Pferde in den meisten uns bekannten Einzelboxen, jedoch ohne physische Berührungsmöglichkeit zu einem Nachbarpferd.
Im Kontrast: Pferde in der Gruppenhaltung hatten die geringste Augentemperatur (was ein geringes Stressniveau bedeutet) und waren wesentlich leichter zu Handhaben als die restlichen Pferde in den anderen Haltungssituationen.
Evidence Based Equine Communication (EBEC) unterstützt jede Haltungsform, die aus der Perspektive des Pferdes am wenigstens Stress mit sich bringt. Auch wenn eine Haltung in Einzelboxen aus menschlicher Perspektive häufiger weniger Arbeitsaufwand mit sich bringen kann, so steht doch in der Haltungsform die Perspektive des Pferdes im Vordergrund, da das Pferd was weniger Stress empfindet leichter auszubilden ist und so besser, effizienter, sicherer und erfolgreicher trainiert werden kann.
Wir in der AKA | Andrea Kutsch Akademie empfehlen Pferdebesitzern sicher zu stellen, dass ihre Pferde Zeit haben sich den Haltungsumständen anzupassen und sich zu akklimatisieren bevor sie trainiert werden, wenn die Boxenhaltung nicht anders zu lösen ist. Idealerweise stellen Sie sicher, dass ihre Pferde Kontakt zu einem ihnen bekannten und gemochten Nachbarn aufnehmen können. Nicht jede Haltungsform ist für jedes Pferd jederzeit möglich, aber es sollte sicher gestellt werden, dass das Stressniveau gering gehalten wird.
Diese Studie zeigt uns auf, dass wir mit dem Lernprozess von Gruppenhaltung zu Boxenhaltung (z.B. oftmals notwendig für Sportpferde) sorgfältig umgehen müssen und das Stressniveau immer auf einem möglichst geringen Level halten. So könnten die Pferde von einer Gruppenhaltung auf der Weide, zunächst an eine Gruppenboxenhaltung gewöhnt werden und dann sukzessive mit Hilfe der Lerntheorien und dem Konzept des Shapings an eine Einzelbox gewöhnt werden, damit im Notfall das Angstniveau nicht unnötig ansteigt. Denn nicht nur Sportpferde sollten an Einzelboxen gewöhnt werden, auch jedes Freizeitpferd muss darauf sorgfältig vorbereitet werden, sei es um sich an das Alleinsein auf einem Anhänger für eine Fahrt zu gewöhnen, oder im Krankheitsfalle in einer Tierklinik in einer Einzelbox stressfrei stehen zu können. Pferde können alles lernen, mit EBEC® sicher, schnell und aus der Perspektive des Pferdes leicht zu verarbeiten.