Die animalische Kommunikation gliedert sich in mehrere Typen: Ist ein Lebewesen zugleich Sender und Empfänger einer Nachricht, so handelt es sich um Autokommunikation (auch: Propriozeptive Kommunikation). Beispielhaft ist die Echoortung bei Walen, Delphinen und Fledermäusen.

Interspezifische Kommunikation erfolgt zwischen Tieren verschiedener Arten, wie etwa bei Parasitismus, Mimikry, Symbiosen sowie bei Aggressions- und Verteidigungsritualen. Kommunizieren Tiere einer Art miteinander, dann ist das die intraspezifische Kommunikation.

Intraspezifische Kommunikation kann nur dann gelingen, wenn alle Beteiligten denselben Code verwenden und die gleichen Regeln anwenden. Die Kenntnis von Code und Regeln kann angeborenes Vermögen von Geburt an sein, eine trainierte angeborene Disposition, welche trainiert wurde oder erlernt.

Verläuft die intraspezifische Kommunikation nur in eine Richtung vom Sender zum Empfänger, dann handelt es sich um unidirektionale Kommunikation. Bienen tanzen, um ihren Artgenossen die Position einer Futterquelle mitzuteilen. Auch die getanzte Nachricht verläuft unidirektional, weil der Tanz keine zeichenhafte Reaktion bei anderen Bienen auslöst, sondern eine praktische Reaktion
hervorruft.

Im Gegensatz zur unidirektionalen Kommunikation steht die symmetrische Kommunikation, welche potentielle Möglichkeiten der Dialogfähigkeit aufzeigt. Beispielhaft ist das Verhalten von Hunden während des Rituals zur Kontaktaufnahme. Der Inhalt des tierischen Signals ist oft mehrdeutig und abhängig vom jeweiligen Kontext. Der Stand der Sonne spielt eine wichtige Rolle für die von Bienen übermittelten Angaben zu Entfernung und Richtung der Futterquelle. Signifikanz haben kann auch die relative Position der interagierenden Tiere untereinander oder die relative Position im Wahrnehmungsfeld. So kann die Distanz zu anderen Artgenossen, zur Nahrungsquelle, zum Bau oder zum Nest den Inhalt der Nachricht beeinflussen.

Die tierische und die menschliche Kommunikation unterscheiden sich wesentlich voneinander. Der tierischen Kommunikation fehlt die Möglichkeit der doppelten Gliederung. Zudem sind Tiere nicht in der Lage zu metasprachlicher oder reflexiver Kommunikation, da ihre Kommunikation situationsgebunden ist. Überdies ist die animalische Dialogfähigkeit nur rudimentär ausgebildet.

Kommuniziert der Mensch mit dem Pferd, handelt es sich um die interspezifische Kommunikation, die Kommunikation mit Gesten zwischen unterschiedlichen Spezien. Primär wichtig ist sie für mich als Mensch, da es von größter Bedeutung ist, die Gesten des Pferdes gut beobachten zu können und die Information, die mir dadurch genannt wird, korrekt zu decodieren. Diese Informationen sind für mich wichtiger als für das Pferd, da sich das Pferd an mir und an meinen Handlungen orientieren muss. Nur wenn ich die Kenntnis habe, was seine Gesten bedeuten, kann ich in einen Dialog gehen und das Verhalten des Pferdes in meinem Sinne steuern. Für das Pferd scheinen unsere Gesten insofern etwas weniger Bedeutung zu haben, da wir uns im täglichen Miteinander doch hauptsächlich mit Verhaltensveränderungen, die auf Lernen beruhen, fokussieren. Für uns alle, gleich welche Nutzungsform, zählt ja nur, dass es dem Pferd und mir gut geht, dass es macht, was ich mir wünsche, also kurzum es sich ruhig, sicher, freudig und nett mit mir umgibt und meinen Anforderungen gerecht wird. Dann ist die Welt des Pferdes aus unserer Perspektive in Ordnung. Das klingt im ersten Moment ziemlich ich-bezogen. Aber das ist insofern in Ordnung, als dass ich das Pferd ja auch tatsächlich für meine Zwecke nutze, nicht so sehr umgekehrt. Dazu darf ich als Mensch stehen. Ich kann es ja toll für das Pferd gestalten. Gewusst wie, denn Pferde sind extrem lernfähig und auch anpassungsfähig.

Wenn ich mir dessen bewusst bin, dass fast alles, was ich an Konsequenzen gebe, ein Resultat im Sinne der klassischen oder operanten Konditionierung erzeugt, dann ist schon viel gewonnen. Wir wollen uns also primär darauf konzentrieren, die Gesten des Pferdes richtig zu decodieren, damit wir richtig darauf antworten können. Dabei helfen uns die Ethogramme, die rassenübergreifend sind. Im Umkehrschluss liest das Pferd auch meine Gesten. Es ist in der Praxis aber doch so, dass fast immer, wenn wir denken „das hat er jetzt an meiner Geste abgelesen“, wir dann doch wieder das Modell der Lerntheorien zusammenbasteln können und nachvollziehen, dass es sich eher um ein Resultat des „Lernens“ anstatt des „Verstehens“ handelt.

Wichtig ist, dass wir bei unseren Kommunikationsversuchen nicht die Körpersprache eines Pferdes imitieren, also etwa versuchen die Position eines anderen Leitpferdes oder Alphatieres zu übernehmen. Wir sind Mensch und bleiben es auch. Wir nutzen unsere Gesten, so wie sie zu uns gehören, dann ist es natürlich und authentisch. Wir imitieren auch kein Raubtier. Wir geben Gesten ab und schauen dann, wie das Pferd diese decodiert. Das können wir an seinem Verhalten ablesen.

Auch müssen wir aufpassen, dass wir kein Bestrafungsverhalten ableiten, dass einem strategischen Gedanken entspricht. Beispiele hierfür sind Annahmen wie: „Du bleibst nicht bei mir, dann schicke ich Dich jetzt im Kreis, bis Du aufgibst und Dich demütig zeigst“ oder „Du machst nicht, was ich sage, also haue ich Dich“. Bei beiden Aktionen wird aus der Menschperspektive agiert, die für das Pferd strategisch nicht nachvollziehbar ist. Bei der einen Vorgehensweise wird das in der Wildnis beobachtbare Verhalten des Pferdes kopiert, weil beobachtet werden kann, dass Pferde sich untereinander vertreiben. In diesem Prozess aber erhält das Pferd keine aktive Möglichkeit, sich tatsächlich als Resultat seiner Handlung durch die Flucht vom angreifenden Menschen zu entfernen. Die Gefahr, dass Stressboten in den Organismus gesandt werden, ist hoch. Es kann passieren, dass entweder eine erlernte Hilflosigkeit einsetzt oder ein so großer Stressmoment, dass die Lernfähigkeit des Pferdes über Stunden blockiert ist.

Bei dem zweiten Beispiel erwarte ich, dass das Pferd meinen Worten „bleib doch endlich mal stehen“ Folge leistet, das Pferd erlebt physisch und emotional, dass seine Handlung, die es angeboten hat, also gehen oder kreiseln, ein aggressives Verhalten im Menschen auslöst. Aus dem Blickwinkel des Pferdes gesehen ist es so, dass es ja die Entscheidung getroffen hat, weiter zu gehen, obwohl ich stehen geblieben bin. Es hat das erwünschte Verhaltensresultat „mit mir stehen bleiben“ entweder noch nicht erlernt oder äußere Umstände haben es verunsichert, so dass es weiter gegangen ist. Das ist eine faktische Beobachtung und kein Grund zum interspezifischen Ausflippen durch aggressive Handlung oder antiautoritäres „er will halt nicht stehen bleiben“.

Ziel ist es, frühe Signale des Pferdes richtig einzuordnen, zu beobachten, ohne zu bewerten und die für das Pferd richtige Handlung einzuleiten, so dass Konflikte, Probleme und Missverständnisse nicht eskalieren. Das stärkt die Bindung zu einem Pferd. Denn wir werden besser verständlich für das Pferd. Dazu ist selbstreflektiertes Handeln notwendig. Nehmen wir zum Beispiel ein lautes Wiehern oder eine Scheubewegung oder starken Fokus des Pferdes auf andere Pferde, anstatt auf mich im Training und in der Ausbildung wahr, wissen wir, dass wir es nun mit einem Angstmoment zu tun haben, den wir schnellstmöglich entkräften sollten. Entweder müssen wir die Sichtmöglichkeit verbessern, falls es sich um etwas handelt, was in etwas weiterer Ferne ist oder sich in einem blinden Spot für das Pferd befindet. Oder aber wir müssen, haben wir den Reiz appliziert, diesen entfernen, um nicht für noch mehr Angst im Pferd zu sorgen.

Für den Moment ist es ratsam, einfach nur selber alle Sinne auf den auslösenden oder stark ablenkenden Reiz zu fokussieren, die Situation mit dem Pferd gegebenenfalls verlassen und entkräften und dann mit Hilfe der EBEC Pyramide den unbekannten, angsteinflößenden zu einem bekannten, akzeptierten Reiz zu machen. Tritt dieser Reiz in dieser Form oder auch in veränderter Form in der Zukunft wieder auf, wird, wie wir ja bereits aus der Entwicklung von Stresshormonen im Pferd wissen, die nächste Verhaltensantwort noch früher und noch heftiger ausfallen. Das wollen wir vermeiden, denn das Pferd sollte grundsätzlich nur vor sehr wenigen, vollkommen unbekannten, unvorhersehbaren Dingen Angst haben. Und so kann die Bindung durch Kommunikation mit dem Pferd erfolgreich gestärkt werden.

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