Das Erinnerungsvermögen von Pferden funktioniert auf zwei Wegen, wie die Wissenschaft heute weiß. Zum einen ist es ortsgebunden, zum anderen zustandsorientiert. Auf dieser Grundlage stehen uns zwei wunderbare Möglichkeiten zur Verfügung, das (Jung-)Pferdetraining so zu gestalten, dass langfristige Lernerfolge leichter zu erzielen sind.

Soll ein Pferd beim Rückwärtsrichten beispielsweise lernen, rückwärts zu gehen, dann startet das Training an einem ruhigen Ort in der Halle, an Punkt A. Er sollte so gewählt sein, dass es möglichst wenig Ablenkung gibt.

Nun wird über ganz leichten Zügelzug gearbeitet. Das Jungtier wird vielleicht nach vorne gehen oder zur Seite. Doch erst, wenn es einen ersten kleinen Schritt nach hinten macht, wird der Druck umgehend gelockert (operante Konditionierung via negativer Verstärkung). Dann eine Runde in der Halle laufen, wieder zum exakt gleichen Ort A zurück gehen und das Training wiederholen, Und nochmal eine Runde gehen und noch eine Wiederholung.

Beim dritten Mal greift an Punkt A der Halle bereits das Erinnerungsvermögen. Und zwar auf beiden Ebenen. Zum einen wird sich das Pferd an das Geschehen an genau diesem Ort erinnen, zum anderen erinnert es sich an seinen Zustand nach dem Motto: Was habe ich getan und wie ist es mir dabei ergangen? Eine Verbindung zwischen nachlassendem Zügeldruck und dem Rückwärtsgehen wird hergestellt.

Andrea Kutsch rät, die Trainingseinheit an diesem Punkt zu beenden, aber dann sofort am nächsten Tag wieder aufzugreifen. Gleicher Ort A, gleicher Input, gleiches Ergebnis – Zügeldruck, Nachlassen beim Rückwärtsgehen. Erst wenn dies an Punkt A funktioniert, geht es daran, den Ort zu verändern.

Und erst wenn der Zusammenhang langfristig erlernt ist, wenn das Rückwärtsrichten auch an anderen Orten funktioniert, kommen andere Elemente dazu, etwa der Schenkeldruck. Andrea Kutsch macht noch einmal klar, was für eine Leistung es für ein Jungpferd ist, den Schenkeldruck als Signal zum Vorwärtsgehen in seinem System überhaupt abzuspeichern.

Wichtig daher: Die Signale am Anfang nie kombinieren, sondern im Sinne des Shaping sukzessive einzusetzen. Das wissenschaftlich basierte Training EBEC hilft dabei ebenso wie die Tipps und Tricks aus dem Video.

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