Einfach so auf die Waage hüpfen und wissen, ob es zu viele Leckereien waren? Was beim Menschen funktioniert, klappt beim Pferd noch lange nicht. Denn die Kilos, die das Pferd auf die Waage bringt, sagen erst mal wenig aus.

Höhe, Rasse und genereller Körperbau können das Pferdegewicht beeinflussen, ohne dass es gleich Grund gibt, Alarm zu schlagen, macht auch Dr. Shannon Pratt-Philipps, Ernährungsexpertin für Pferde an der North Carolina State University, deutlich. Und doch gibt es Fenster innerhalb derer man von Normalgewicht spricht. Ausschlaggebend dafür ist das Zusammenspiel von (geschätztem) Körpergewicht und Körperverfassung, die sich auf das Maß, in dem der Körper mit einem Fettpolster überzogen ist, beziehen.

Das Gewicht des Pferds ohne Waage ermitteln

An eine Waage für ein Pferd zu kommen ist nicht immer einfach. Wissenschaftler haben daher eine Faustformel entwickelt, um das Gewicht ohne Waage schätzen zu können:

Brustumfang in cm x Brustumfang in cm x Körperlänge (von der Schulter zur Kruppe gemessen)/11,99 ergibt das Gewicht des Tieres in Kilo. Dies gilt für ausgewachsene Pferde.

Gerade für Jungtiere, die noch im Wachstum sind, empfiehlt sich dennoch eine Waage, um Ernährungsumfang und -zusammensetzung exakt und optimal dem Gewicht und dem Training anzupassen.

Wesentlich komplizierte ist es, den Fettanteil des Gewichtes zu bestimmen. Viele wissenschaftlich entwickelte Instrumente, wie etwa die Henneke Skala, beruhen auf der persönlichen Einschätzung des Halters. Ob beispielsweise der Nacken des Tieres zu dick ist oder wie sichtbar Schultern und Rippen sind, bleibt eine subjektive Wahrnehmung. Auch der für den Menschen angewandte Body Mass Index (BMI) kann nicht eins zu eins auf das Pferd übertragenen werden. Am sichersten ist es hier immer noch, einen Tierarzt zum Idealgewicht des Pferds zu Rate zu ziehen.

Mein Pferd muss abnehmen

Geduld bei der Pferdeernährung ist gefragt, wenn ein Pferd abnehmen soll. Die Kalorienzufuhr auf rund 90 bis 70 Prozent des Energiebedarfs zu reduzieren ist dabei ebenso hilfreich wie die Verbesserung des Glukose-Metabolismus. Dazu ist es notwendig, das Futter genau zu analysieren und die Bewegungszeit heraufzusetzen.

Pratt-Phlipps ermahnt, keine Crash-Diät zu machen. Keinesfalls sollte die Futtermenge auf unter 70% des Bedarfs herabgesetzt werden, um das Abnehmen zu beschleunigen – dies stresst das Pferd nicht nur, es kann dadurch auch ernsthaft erkranken.

Die Wissenschaftlerin spricht von einer Diät, die sich durchaus über den guten Teil eines Jahres hinziehen kann. Langfristig besser ist es, 200 Tage mit 80% des Energiebedarfes zu arbeiten als 100 Tage mit 70% .

Auch ein Maulkorb auf der Weide ist ein adäquates Mittel, das dem Pferd beim Abnehmen hilft. Er sollte unbedingt so gestaltet sein, dass das Pferd trinken kann und dass sich die Riemen lösen, wenn das Tier irgendwo hängen bleibt. Wichtig: Dem Pferd in kleinen Schritten das Tragen der Futterbremse beibringen (z.B. durch Shaping).

Mein Pferd muss zunehmen

Und wenn das Pferd tatsächlich zu dünn ist und Gewicht aufbauen muss? Der erste Schritt ist schlicht und einfach mehr Gras und Heu anzubieten. Wenn dies bereits der Fall ist, ist der Griff zur höher kalorischen Nahrung als Aufbaufutter gefragt: Rübenschnitzel, Pflanzenöl und Heuwürfel.

Fertige Produkte zur Gewichtsanhebung können nützlich sein, sind aber recht teuer. Den gleichen Effekt erzielt man mit gut ausgewählter frischer Kost. Pratt-Philipps rät davon ab, eine reine Getreide- oder Konzentrat-Ernährung anzubieten, da diese oft Hufrehe und Koliken verursachen kann.

Grundsätzlich ist Getreide zwar eine gute Nahrungsergänzung, wenn die Kalorienzufuhr erhöht werden soll, bei gesunden Pferden mit einem normalen Gewicht ist es jedoch nicht nötig. Das Pferd nimmt alle wichtigen Nährstoffe über Heu und Gras auf. Je nach Qualität können dem noch Vitamine und Mineralstoffe hinzugefügt werden. Angemessene Bewegung unterstützt den Muskelaufbau.

Mein Pferd ist faul oder unmotiviert

Schwierig wird es bei bewegungsfaulen Pferden, mag dies an der Rasse, an den Genen oder schlicht am Temperament des Tieres liegen. Glukosehaltige Nahrung wie Mais oder Hafer geben einen schnellen Kick, sind aber nicht ohne Risiko: Hat das Pferd die Veranlagung, kann es eine Insulinresistenz entwickeln. Die Folge: Eine unkontrollierbare Glukosekonzentration im Blut und hohe Mengen an Insulinausschüttung, die zur Laminitis beitragen können.

Die beste Methode, ein faules Pferd zur Mitarbeit zu bewegen, ist das Training mit EBEC, in kleinen Schritten. Das funktioniert wie beim Menschen auch: Ist erst ein gewisser Fitnesslevel erreicht, ist auch der Spaß an der Bewegung und am Muskelaufbau da. Regelmäßigkeit ist hier das Zauberwort. Wie es geht, kann man in den Lehrgängen der AKA erlernen.

Das nötige Fachwissen fürs Gewichtsmanagement von Pferden

Die Arbeit an der Fitness eines Pferdes, an seiner optimalen körperlichen Verfassung, setzt die Kenntnis seines Metabolismus und der Zusammenhänge von Ernährung und Körperfunktionen beim Pferd voraus. Die Seminare der AKA warten nicht nur mit viel Theorie zu dem Thema auf, sie zeigen auch, wie ein Umtrainieren etwa eines bewegungsfaulen Pferdes oder bestimmter Ernährungsgewohnheiten auf einer wissenschaftlich basierten Basis und aus pferdezentrischer Perspektive umgesetzt werden können.

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