Auch wenn wir es selbst dank Edison und gut isolierter Häuser kaum noch merken: Jeder Organismus der Welt, jedes Tier, jede Pflanze, tickt nach dem natürlichen Ablauf von Helligkeit und Dunkelheit, Tag und Nacht, Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Auch unsere Pferde tragen diese innere Uhr in sich. Dr. Barbara Murphy, Assistenzprofessorin an der Fakultät der Universität von Dublin hat einige wissenschaftlich belegte Fakten zusammengetragen, die helfen, Pferde auf Basis der Chronobiologie besser zu verstehen und zu managen. Denn jede noch so kleine Veränderung der Naturgesetze hat Folgen.

Wie Licht fit macht

Eine Stallhaltung unter dauerhaftem, fluoreszierendem Licht boykottiert den normalen Licht-Rhythmus (circadian) und wirkt sich nach Beobachtungen der Wissenschaftlerin äußerst negativ auf Fell, Muskeln und Immunsystem der Tiere aus. Murphy rät daher dazu, die Tageslichtsituation im Stall so weit wie möglich zu kopieren. Für nachts empfiehlt sie Dunkelheit oder maximal Rotlicht, für den Tag eine Lichtquelle mit hohem Blauanteil, denn die kommt den natürlichen Lichtverhältnissen am nächsten. Der biologische Mechanismus dahinter: Fallen solche Strahlen auf die Photorezeptoren des Pferdeauges, sendet die Retina eine Nachricht an Gehirn und Körper, die sich dann auf Aktivität einstellen.

Dies ist auch der Grund, warum sie dringend dazu rät, bei notwendigen nächtlichen Störungen, etwa wenn Medikamente gegeben oder Verbände gewechselt werden müssen, Rotlicht zu nutzen. Alles andere bringt die innere Uhr durcheinander, erhöht den Cortisol-Level und beeinflusst damit Schlaf und letztlich auch Wohlbefinden, Gesundheit und Performance des Tieres negativ. „Lichtverschmutzung zu vermeiden ist der Schlüssel zu einem starken, fitten Pferd“, fasst die Wissenschaftlerin zusammen.

Regelmäßig zu Spitzenleistungen

Doch der Tageszyklus von Pferden synchronisiert sich nicht nur mit dem Licht, sondern auch über regelmäßige Trainings- und Fütterungszeiten. Eine Veränderung, etwa eine Verlängerung der Tage, hat immer auch eine Auswirkung auf das Tier. Hier kann man sich den Biorhythmus des Pferdes auch zu Nutze machen: Das Training zu bestimmten regelmäßigen (!) Tageszeiten anzusetzen, führt dazu, dass die Muskeln des Pferdes ihm genau zu dieser Zeit höchste Bereitschaft signalisieren.

Wer sein Pferd also immer zur gleichen Zeit trainiert, wird es zu Spitzenleistungen motivieren – genau zu diesem Zeitpunkt. Wenn Du also weißt, dass Dein Pferd an Datum X um 15 Uhr am Start sein soll, dann lege das vorausgehende Training genau auf diese Zeit. Wenn es nach Übersee geht, dabei aber nicht vergessen: Pferde haben auch einen Jetlag! Sowohl ihr Tag-Nacht-Rhythmus wie auch ihre Körpertemperatur benötigen ca. 260 Stunden, um sich dem verschobenen Zeitgefüge anzupassen.

Reproduktionszeit verlängern

Auch die über das Jahr ablaufende Taktung der Pferde (circannual) ist streng koordiniert – und in fast allen Körperfunktionen und den zugrundeliegenden Stoffwechselaktivitäten dem Klima und der damit in der Natur vorhandenen Futtermenge angepasst.

Die Paarungszeit von Stuten reicht von April bis Oktober, wenn Tage länger sind und das Licht signalisiert, dass ausreichend Futter vorhanden ist. Ihr Empfangsbereitschaft kann durch die Manipulation der Helligkeit verlängert werden. Murphy rät aber von der gängigen Methode, Flutlicht im Stall einzusetzen, ab und empfiehlt statt dessen Masken, die sanftes Licht mit einem hohen Blauanteil direkt auf die Retina senden. Der Vorteil: Die Tier können damit auch auf die Weide. Eine solche Lichtquelle erhöht auch den Testosteronspiegel und die Libido von Hengsten, die in den wenigen Sommermonaten ihren Höhepunkt haben. Um den Blauanteil angereichertes Licht kann diese Zeit der intensiven Hormonaktivität bis in den Herbst hinein verlängern oder sie bereits im Frühjahr beginnen lassen.

Murphy weist zum Abschluss noch einmal darauf hin, dass schon kleinste Veränderungen der Lichtsituation Folgen haben und den metabolischen, physischen wie auch psychischen Zustand eines Pferdes beeinflussen. Den natürlichen Ablauf soweit wie möglich einzuhalten, trägt dazu bei, dass die Tiere gesund, fit und auf der Höhe ihrer Kraft sind. Die Zusammenhänge von Jahreszeit, Tageszeit und Biorhythmus bei Pferden, die sich in einigen Punkten nicht mit denen des Menschen vergleichen lassen, sind auch Thema in den Seminaren der AKA. Dort lernst Du außerdem, was Du noch tun kannst, damit es Deinem Tier gut geht und sie bei Rennen und Veranstaltungen topfit am Start sind.

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