Eine weiche , fließende Verbindung zwischen Ross und Reiter, zwischen Menschenhand und dem empfindlichen Pferdemaul soll er sein: Der Zügel. Doch oft wird an dieser Stelle zu viel Druck ausgeübt. Druck, der das Pferd gemäß seiner Natur, in die Gegenbewegung zwingt. Das passiert oft unbewusst, denn, wie eine Pilotstudie jetzt zeigt: Es gibt eine eindeutige Korrelation zwischen dem Persönlichkeitstypus des Reiters und seiner Art und Weise, das Pferd über die Zügel zu beeinflussen.
Das niederländische Forscherteam Imke Leemans/ Maika Willemsen/ B. Douwers / Menke Steenbergen / S. van Iwaarden und Annika Rettig (Van Hall Larenstein Universität für angewandte Wissenschaften) nutzte für seine Analyse den in den 90er Jahren von den Sportwissenschaftlern Ralph Hippolyte und Bertrand Théraulaz entwickelten Action Types Approach (ATA). Er klassifizierte zunächst Sportler nach der Art und Weise, wie sie sich bewegen und körperlich ausdrücken – und sich damit dann auch ihrer Umwelt nähern. Heute wird diese wertneutrale Typisierung auch in anderen Forschungsfeldern angewandt.
Die Pilotstudie der Holländer untersuchte die Verbindung zwischen den verschiedenen „Action Typen“ und der von ihnen ausgeübten Zügelspannung in einem Test mit Reitern auf mindestens M-Niveau. Auf ihren eigenen Tieren ritten die Teilnehmer im Trab und Galopp, geradeaus und auf einem Zirkel. Dabei wurde nicht nur die Stärke des Zügelzugs in Newton gemessen, sondern auch, ob es Unterschiede zwischen der mit der linken und der rechten Hand ausgeübten Spannung gab.
Reiter, die sich ihrer Umwelt grundsätzlich in größeren, raumgreifenderen Bewegungsmustern nähern übten mit beiden Händen gleichermaßen einen stärkeren maximalen Zügelzug aus, als Reiter, die sich eher feinmotorisch bewegen.
Interessanterweise lagen Reiter, die im Leben eher introvertiert sind, sowohl was die minimal als auch die maximal ausgeübte Zügelspannung anbelangt deutlich über den Niveau ihrer extrovertierten Kollegen.
Auch die Schulterhaltung der Reiter spielt eine Rolle in der Handhabung der Zügel. Wenn auf einer geraden Linie geritten wurde und die rechte Schulter des Reiters etwas nach vorne geneigt war, legten alle Teilnehmer unterschiedslos mehr Spannung auf die linke Führungshand.
„Reaktionen des Pferdes sind häufig auf den Einfluss des Reiters oder führenden Menschen zurückzuführen“, sagt Andrea Kutsch, sie wird durch diese Studie in ihrer Einschätzung bestätigt. Diese kleine Studie zum Thema Zügelspannung zeigt, dass Menschen mit unterschiedlichen Bewegungsmustern auch unterschiedliche Lernansätze und –inhalte für sich als Reiter benötigen, um mit Einfühlungsvermögen auf ihr Pferd eingehen zu können.
Die AKA gehört weltweit zu den ersten Ausbildungsinstitutionen, welche das bisher erste und einzigartige Gerät zur Messung von Zügelspannung verwenden. EBEC® ist wissenschaftlich basiert und nutzt daher objektive Messungen im Training und Umgang mit Pferden. Den Teilnehmern in den AKA Lehrgängen wird durch das Zügeldruck-Messgerät in Newton sichtbar gemacht wann sie wie viel Druck auf das Pferdemaul oder den Kopf ausüben um genau die Dosierung zu finden, die pferdezentrisch angemessen ist. Die richtige Dosis sorgt für optimale Leistungserfolge.
Quell: I. Leemans/M. E. Willemsen/B. Douwes/ M. Y. Steenbergen/ S. van Iwaarden/ A. Rettig: Influence of rider’s actiontype profile on rein tension