Ein Abendsnack und das war’s? Nach 16 Uhr keine Kohlenhydrate mehr? Was uns Menschen eher gut tut, weil es dem Magen Zeit gibt, das Aufgenommene zu verdauen, ist für Pferde äußerst schädlich: Tiere, die länger als vier Stunden keine Nahrung zu sich nehmen sind anfälliger für Koliken und Geschwulste, leiden aber auch psychisch.

„Die mehr oder weniger konstante Aufnahme von Futter ist ein Verhalten, das nicht nur dem körperlichen, sondern auch dem mentalen Wohlbefinden der Pferde dient“, so Barbara Hardmann von der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität von Edinburgh. Sie und ihre Forscherkollegen haben untersucht, wie Tiere mit unterschiedlichen nächtlichen Darreichungsformen von Futter umgehen.

Futtern ohne große Pause

Wer Pferde auf der Weide beobachtetet, weiß: Sie grasen 10 bis 14 Stunden pro Tag. „Tag“ meint aber nicht nur die Zeit der Helligkeit, sondern auch die Nacht. Und genau die wird bei der Stallhaltung häufig übersehen. Selbst wenn die Tiere unbegrenzt Heu am Tag bekommen, wird es in der Nacht Zeiträume geben, in denen sie geradezu hungern.

Eine große Ladung loses Heu am Abend ist nicht die Lösung, denn die wird schnell vertilgt und es bleiben dann immer noch viele Stunden bis zur morgendlichen Fütterung. Und da wird es gefährlich, denn mehr als vier Stunden ohne Nahrungsaufnahme legt die Basis für Krankheiten. Und führt dazu, dass die Tiere stereotype Verhaltensweise wie Knabbern oder Weben entwickeln und sogar den eigenen Kot fressen.

Spannende Beobachtungen

In ihrer Studie fotografierten die Wissenschaftlerin und ihr Team eine Woche lang jeweils in der Zeit von 15 Uhr bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr alle 30 Sekunden das Verhalten mehrerer etwa gleich alter, im Stall untergebrachter Pferde.

Den Tieren wurde das Futter im Wechsel als loses Heu oder in zwei unterschiedlichen Slowfeedern zur Verfügung gestellt. Der eine bestand aus einer großen Wanne mit Gitterstäben im unteren Teil der Front, der andere war mit einem Deckel versehen, aus dem die Pferde einzelne Halme zupfen konnten. Unter Berücksichtigung der Gewöhnung an die verschiedenen Darreichungsformen wurden dann die Zeiten ausgewertet, die die Tiere fraßen, standen, sich ausruhten, sich hinlegten, sich bewegten oder eine erhöhte Aufmerksamkeit zeigten.

Mit Genuss durch die Nacht

Die Ergebnisse: Die Tiere, die einen Slowfeeder zur Verfügung hatten fraßen nicht nur zwischen 95 und 120 % länger, sie schienen das Ritual des Fressens sogar bewusst auszudehnen und über die Nacht zu verteilen. Dies hatte jedoch nicht zur Folge, dass sie sich weniger ausruhten als die Tiere mit losem Heu, sie entwickelten lediglich ein anderes Zeitschema.

Die Tiere, die nur loses Heu zur Verfügung hatten, verbrachten dagegen 72 % mehr Zeit damit, nach Nahrung zu suchen, ihr Strohlager anzuknabbern – und sich damit der Gefahr einer Kolik auszusetzen – oder auch ihren Kot zu beschnüffeln und eventuell sogar zu konsumieren.

Einfach selber bauen

Um Euer Stallpferd gesund und munter zu halten braucht Ihr also nicht jede Nacht dreimal aufstehen, sondern Ihr holt Euch einfach einen Slowfeeder. Oder baut den selbst aus einer stabilen Kiste und einem gesicherten Gitter. Wie, seht Ihr z.B. hier https://nordfalben.de/slowfeeder-selber-bauen/

Wie Ihr Eure Pferde richtig füttert und was sie sonst noch brauchen, um aktiv und fit zu bleiben, lernt Ihr in den Seminaren der AKA. Mit der von Andrea Kutsch entwickelten Methode EBEC (Evidence Based Equine Communication) könnt Ihr auch Fehlprägungen begegnen und sie sogar recht einfach auflösen.

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