Die Trennung von der Herde muss mit Zuchtpferden, Jungpferden und Reitpferden geübt werden

Dass Pferde von Natur aus Herdentiere sind, weiß wohl jeder, der mit Pferden zu tun hat. Das Leben in der Gruppe bietet ihnen Schutz und Sicherheit. Isoliert von der Gruppe zu sein, bedeutet in der freien Wildbahn die ungeschützte Auslieferung gegenüber Raubtieren und der Umgang mit Gefahr, die durch einen starken Herdenverband gemindert werden kann. Viele Reiter und Pferdehalter berücksichtigen mittlerweile in der Haltungsform von Pferden deren Herdeninstinkt, der tief in ihnen verankert ist. Es können viele Missverständnisse mit dem Reiter und auch Angstzustände des Pferdes vermieden werden, wenn man den Herdeninstinkt ebenso in der Ausbildung von Jungpferden beachtet.

Um Pferde erfolgreich aus einer pferdezentrischen Perspektive trainieren zu können, ist ein Bewusstsein des Pferdetrainers für die Instinkte und die Natur des Pferdes sehr hilfreich und dieses wertvolle Wissen sollte ins Training integriert werden.

Möchte man beispielsweise ein junges Pferd anreiten, so wäre es menschzentrisch gedacht, wenn man bei den ersten Trainingseinheiten nur die offensichtlichen Dinge wie die Zügel-und Schenkelhilfen, die Gangarten oder die ersten Bahnfiguren berücksichtigt. Ein junges Pferd, welches noch nie von der Herde getrennt war, muss auch das Alleinsein erst einmal lernen. Das junge Pferd sollte ruhig und gelassen in der Reithalle stehen, ohne sich Sorgen um die draußen gebliebenen Freunde machen zu müssen. Nur dann kann es sich vollkommen auf die neuen Lehraufgaben konzentrieren. Tänzeln, kreiseln, das ständige Horchen nach außen, sind Signale dafür, dass sich das Pferd alleine auf dem Reitplatz oder in der Reithalle noch nicht sicher fühlt. Hier gilt es noch ein wenig Grundlagenarbeit zu leisten. „Langsam ist schnell“ und so wird der Trainer mit dem Pferd schneller Ausbildungsfortschritte machen, wenn dem Pferd die Sorge um die draußen gebliebene Herde genommen wurde.

Durch das nur geringfügig ausgeprägte strategische Denkvermögen der Pferde, sind sie nicht in der Lage, den alleinigen Aufenthalt in der Reithalle zu durchdenken. Sie können am Anfang nicht begreifen, dass sie nach einer Zeit wieder aus der Halle rauskommen, zurück zur Herde. Diese Erfahrung muss konditioniert werden. Nur durch gemachte Erfahrung werden sie sukzessive mehr und mehr verstehen, dass der Aufenthalt in der Halle positiv zu besetzen ist. Ganz nach dem Motto „Was habe ich getan und wie ist es mir dabei emotional ergangen?“.

Durch entsprechendes Training nach EBEC (evidence based equine communication) kann man erreichen, dass das Pferd ruhig ist und sich auch alleine in der Reithalle sicher fühlt. Diese ist eine wichtige Voraussetzung dafür, gut, sicher und schnell mit dem Pferd zu arbeiten. Studienergebnisse weisen auf, dass langanhaltendes Lernen nur dann stattfinden kann, wenn der Adrenalinspiegel des Pferdes niedrig ist und das Pferd keinen übermäßigen Stress empfindet.

Im untenstehenden Video gibt Andrea Kutsch Anregungen, wie  das Alleinsein pferdezentrisch und stressfrei trainiert werden kann.
Wenn also die Basis, wie das Alleinsein in der Reithalle vom Pferd verstanden wurde, habe ich optimale Voraussetzungen für stressfreies Training und langanhaltenden Erfolg.

Was genau EBEC ist und wie das Training funktioniert,  erfahren Sie in unseren Einstiegsveranstaltungen.

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