Schmerz, Unwohlsein oder Aggression kann man an der Körpersprache des Pferdes ablesen

„Aua!“ Wenn wir Menschen Schmerzen empfinden, haben wir verschiedene Möglichkeiten, dies deutlich zu machen. In erster Linie verbal, aber auch nonverbal, durch unsere Körperhaltung und den Gesichtsausdruck. Schmerzen im Gesicht des Pferdes zu erkennen, ist dagegen für das ungeschulte Auge oft schwierig. Deren Schmerzunterdrückung hat eine biologische Funktion: Wer in der freien Wildbahn Schwäche zeigt, wird oft aus dem Verband ausgeschlossen und/oder Opfer von Jägern. Ein Raubtier, dass sich nicht über Schmerzen hinwegsetzt, ist nicht fähig zu jagen und damit dem Tode geweiht.

Es existieren Forschungen, die deutliche Verbindungen zwischen dem Schmerzempfinden und dem Gesichtsausdruck eines Pferdes herstellen – etwa wenn es eine Kolik hat oder nach einer Kastration. Das dazugehörige Ethogramm (Katalog der beobachtbaren Verhaltensmuster eines Tieres) gilt jedoch nur für Pferde, die im Stall oder auf der Weide stehen. Eine komplett andere Sache ist es offenbar, den Gesichtsausdruck eines gerittenen Pferdes richtig zu interpretieren.

Ein internationales Forscherteam unter der Regie von Pferdespezialistin Dr. Sue Dyson, Leiterin der Orthopädischen Abteilung des Tiergesundheitszentrums im britischen Newmarket, hat sich des Themas in einer vierteiligen Studie angenommen. Die Beobachtung des Forscherteams: Um die Schmerzen eines geritten Pferdes, die womöglich Ursache einer schlechten Pferdeleistung sind, anhand seines Gesichtsausdruck zu erkennen, benötigt man ein komplett neues Ethogramm. Und genau das versuchen die Forscher zu erstellen.

Anhand von katalogisierten Bildern die Körpersprache des Pferdes erlernen und einen Dialog mit dem Pferd herstellen

Im ersten Schritt entwickelten sie anhand von Fotos eine Art Checkliste, um die Gesichtsausdrücke von lahmen bzw. wundgeritten Pferden im Gegensatz zu schmerzfreien Tieren zu beschreiben und zu zeichnen. Nüstern, Maul, Ohren, Augen, Stirn – das gesamte Gesicht fand dort seinen Eingang. Daraus entstand ein erstes Pferdehandbuch, ein erster Katalog, um Pferdeleuten beizubringen, wie sie diese Mimik erkennen und unterscheiden können. Basis für deren Training waren wiederum Fotos von gerittenen Pferden. Die Tierärzte, Pferdeforscher, Reitlehrer und Pferdebesitzer sollten erkennen, welche Tiere Schmerzen empfinden und welche nicht. Die Ergebnisse waren sehr gut: Das Handbuch Pferd erwies sich als hilfreiches Werkzeug, um die Gesichtsausdrücke der Pferde genau richtig zu interpretieren. Die Inhalte werden in den Lehrgängen der AKA vermittelt, finden in der Pferdepraxis Anwendung und dienen dem Erklären und Verstehen von Pferdeverhalten.

Dennoch ist es zu früh, die Pferdekörpersprachlichen Darstellungen als allgemeingültiges Pferdefachwissen zu veröffentlichen, denn noch steckt die Forschung in den Kinderschuhen. Abgesehen von einigen offensichtlichen Schlüsselelementen, wie einem offenem Maul oder angelegten Ohren gibt es noch weitaus mehr und oft sehr feine Nuancen im Ausdruck, mit denen das Pferd zu verstehen gibt, dass es Schmerzen hat oder sich unwohl fühlt. Diese zu erkennen, erfordert eine genaue Beobachtung, eine Achtsamkeit und ein empathisches Hinschauen, wie es in der Anwendung der Trainingsmethode Evidence Based Equine Communication (wissenschaftlich basierte Pferdekommunikation, Pferdekommunikationswissenschaft) angewandt wird. Eine Reitlehre aus pferdezentrischer Perspektive anzuwenden bedeutet genau das: Die Gestik des Pferdes in all ihren Facetten und Ausdrucksmöglichkeiten wahrzunehmen, zu verstehen und so gut wie eben möglich zu interpretieren. In der AKA vermitteln wir Gewissheit durch wissenschaftliche Ergebnisse, die Missverständnisse in der Pferdekommunikation minimieren und einen gesunden Dialog möglich machen.

Wann der nächste Lehrgang 1 beginnt, um diese Inhalte zu erlernen, findet ihr hier.

Kontakt

Hinterlassen Sie uns eine Nachricht und wir melden uns bei Ihnen zurück.