Ein Leitfaden der Andrea Kutsch Akademie (AKA) zum Pferdekauf? Ja, denn das Thema ist uns bei der AKA sehr wichtig. Immerhin ist es für dich wahrscheinlich nicht alltäglich, dass du mit dem Kauf eines Pferds nicht nur Verantwortung für ein Lebewesen übernimmst. Und das für Jahrzehnte. Zudem stellt ein Pferd kaufen auch eine enorme finanzielle Verpflichtung dar.

Doch wenn du beim Kauf deines Pferdes alles richtig machst, wirst du eine der größten Freuden im Leben erfahren und wahrscheinlich eine der besten Freundschaften erleben, die du je haben wirst. Zudem hast du mit einem eigenen Pferd beste Voraussetzungen, um deine sportlichen Ambitionen oder deine Pläne für die Freizeit umzusetzen.

Eine wichtige Frage beim Pferdekauf

Nehmen wir an, du bist in punkto Pferde kaufen schon kurz vorm Ziel. Du hast mit deinem Trainer das sportliche Potenzial des Pferdes bestätigt. Dein Tierarzt hat seine Gesundheit und Tauglichkeit beurteilt, der „Pferde-TÜV“ gab sein Ok. Auch der Preis passt. Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt zu beachten, wenn du auf der Suche nach einem neuen Pferd bist, einen Aspekt, der eure Partnerschaft maßgeblich beeinflussen kann: Das Pferdeverhalten!

„Es wird oft übersehen, aber du solltest darüber nachdenken, angehende Pferde auch aus verhaltensbezogener Sicht zu bewerten“, sagt Andrea Kutsch. Ihre Erfahrung ist, dass wir bei der AKA viel mit der Korrektur von Pferdeverhalten zu tun haben.

Nur mal ein typisches Beispiel: Du kaufst ein Pferd, bist rundum überzeugt, denn beim Ausprobieren hat alles toll geklappt. Dann steht das Pferd bei dir im Stall und plötzlich zeigt es unerwartete Verhaltensweisen. Definitiv nicht für Anfänger geeignet. Möglicherweise wären die schon vor dem Pferdekauf zu erkennen gewesen. Doch es ist nicht ungewöhnlich, sie zu übersehen. Vielleicht treten sie in der gewohnten Umgebung auch weniger stark auf als dann bei dir.

Solltest du diese Erfahrung machen und beunruhigt sein: Entspann dich. Wir können mit EBEC (Evidence Based Equine Communication) jedes konditionierte Verhalten korrigieren. Dennoch schadet es sicher nichts, ein paar Hinweise von uns aus verhaltenspsychologischer Sicht zum Ausprobieren des Pferdes vor dem Kauf mitzunehmen.

Checke diese Punkte vorm Kauf eines Pferdes

Wenn du ein ideales Pferd im Visier hast, ist eines wichtiger als alles andere: das Pferd muss zu dir passen. Im Folgenden wollen wir dir einige Aspekte vorstellen, auf die du dabei achten solltest. Wichtig: es handelt sich hier nur um wünschenswerte Ziele, nicht um zwingende Anforderungen. Du musst kein Pferd ausschließen, nur weil es nicht jedem Punkt auf der Liste entspricht.

Auch wenn dir manche Verhaltensweisen vielleicht Angst machen: Viele scheinbare Probleme können lösbar sein oder sie wirken sich im Alltag kaum aus. Vor allem, wenn Du einen EBEC Lehrgang belegst und wir dich anhand von Trainingsanalysen sicher durch den Trainingsprozess begleiten, wirst du viel mehr Möglichkeiten im Umgang mit deinem Pferd haben.

Hole dir am besten einen erfahrenen Außenstehenden dazu, wenn du dir ein Pferd intensiv anschaust. „Liebe macht blind!“ So wie gute Freunde alle Mängel an deinem neuen vermeintlichen Traummann sehen können, kann ein erfahrener Außenstehender wirklich hilfreich sein, wenn du nach deinem „perfekten“ Pferd suchst.

Achte bei der Suche nach einem neuen Pferd auf dem Pferdemarkt auf diese Punkte:

1. Das Pferd interagiert mit Menschen

Stell sicher, dass du mit einem Tier zusammenarbeitest, das menschliche Gesellschaft genießt. Wirkt das Pferd aufgeweckt, interessiert und engagiert, wenn du zu ihm kommst? Und was ist, wenn eine neue Person auftaucht? Wenn der Schmied oder Tierarzt kommt, wie verhält es sich dann? Oder wenn Du es alleine von der Weide führen möchtest? Möchte es interagieren oder meidet es aktiv, mit dir zu gehen oder mit der fremden Person zu interagieren?

Einige Pferde distanzieren sich von Natur aus von Menschen, was ein Zeichen für vergangene Erfahrungen sein kann. Das trifft besonders zu, wenn das Pferd sich von Menschen abwendet oder „verschlossen und irgendwie abwesend“ wirkt. Besonders Freizeitpferde dürfen nicht zu halbstark „pushig“ sein, aber auch nicht ängstlich zurückscheuen und zu vorsichtig sein.

Alice Ruet, PhD, Wohlfahrtswissenschaftsingenieurin am French Horse and Equitation Institute (IFCE) in Saumur, hat kürzlich dieses Verhalten bei Schulpferden untersucht. Sie stellte fest, dass Pferde, wenn sie eine „flache“ Haltung beibehalten und wenig Reaktion auf Menschen zeigen, auch unter dem Sattel eher dazu neigen, sich zurückzuhalten und nicht vorwärts zu gehen, es sich um einen depressiven Zustand handeln kann.. Dieser depressive Zustand kann von langen Zeiträumen schlechter Haltung herrühren, selbst wenn die Betreuer es nicht bemerkt haben. Man kann das mit EBEC im neuen Umfeld zwar korrigieren und wieder ganz in Ordnung bringen, aber du solltest bewusst in diese Situation gehen wollen. Denn das ist ein Trainingsaufwand, der viel Spaß machen kann und viel Freude, das Pferd, das Du liebst „aus seinem Loch zu holen“, aber man sollte wenigstens bewusst einsteigen, um nachher nicht enttäuscht zu sein, wenn das Verhalten sich im neuen Umfeld weder von alleine verbessert oder zunächst sogar schlechter wird.

„Es gibt einen Grund, warum sie nicht in der Nähe von Menschen sein wollen“, fügt Andrea Kutsch hinzu,

Durch wissenschaftlich basierte Konditionierung mit den an der AKA entwickelten EBEC-Konsequenzen für ein Verhalten, können Pferde im Laufe der Zeit aus diesem „emotionalen Koma“ auftauchen. Allerdings könnte das, was darunter liegt, nicht unbedingt besser sein. Es könnte eine ganze Menge Reaktivität geben, die nur unter der Oberfläche verborgen war. Das weiß man erst, wenn man mit dem Problempferdetraining begonnen hat. Dann kann das ein wenig mehr Zeit und Kompetenz abfordern, als man dachte. Möglich ist alles und alles kann korrigiert werden, aber man muss erlernen, wie man das Verhalten umtherapiert.

2. Das Pferd ist eher neugieriger als scheu

Suche nach Neugier. Pferde, die Interesse daran zeigen, neue Objekte, Orte, Menschen und andere Tiere zu entdecken und zu untersuchen, sind meist leichter zu trainieren, weil sie aufmerksam sind und lernen, dass sie lernen können. Ein zusätzlicher Vorteil ist möglicherweise eine stärkere emotionale Bindung, da die Neugierde dieser Pferde oft auch soziale Beziehungen einschließt. Suche nach Pferden, die neugierig auf Menschen sind, neugierig auf andere Pferde und neugierig darauf, Verbindungen herzustellen.

Ein neugieriges Pferd neigt eher dazu, eine beängstigende Situation zu untersuchen, als einfach davonzurennen. Es lässt sich auch in Konfliktsituationen eher auf das Finden von Problemlösungen ein. In der Regel ist Ängstlichkeit keine Eigenschaft, die sich für ein sicheres oder unterhaltsames Reiten eignet. Allerdings kann man auch mit dem richtigen Training aus jedem ängstlichen ein neugieriges Pferd machen. Meist liegt es an Angst einflößenden Konsequenzen, die es in der Vergangenheit erfahren hat. Es wurden dann die Lerntheorien im Ausbildungsprozess inkorrekt angewendet. Glücklicherweise können Menschen die Neugier und Ängstlichkeit von Pferden vor dem Kauf testen. Man kann beispielsweise das Pferd frei in die Halle stellen und dann mal sehen, wie es auf neue Objekte wie aufblasbare Poolspielzeuge oder zusammengefaltete Planen reagiert, wenn man die einfach in die Halle legt. Man kann solche Objekte mit zum Probereiten bringen. Nur nicht wild damit rum wedeln, da hat erstmal jedes Pferd Angst vor. Eher einfach in die Halle legen und schauen ob es von alleine hin geht oder panisch umher rast.

Du kannst den Reiz also auf dem Boden in einiger Entfernung platzieren und beobachten, wie das Pferd reagiert. Ist es neugierig? Nähert es sich vorsichtig? Macht es sich wirklich Sorgen und geht nicht in die Nähe? Das kann dir helfen, das Ausmaß seiner Reaktion zu beurteilen und eine Vorstellung davon zu bekommen, wie es reagieren würde, wenn du es zum Beispiel zu Wettbewerben oder auf Ausritte mitnehmen würdest. Mit den an der AKA entwickelten pferdespezifischen Lerntheorien kannst Du das Verhalten zwar umkonditionieren, aber so kannst du schon im Vorfeld entscheiden, ob du den Weg gehen möchtest oder lieber ein neugierigeres Pferd kaufst, was noch nicht so viele schlechte Erfahrungen gemacht hat.

3. Versteht das Pferd sich gut mit anderen Pferden?

Ein Pferd, das sich gut mit anderen Pferden versteht, macht das Leben für alle einfacher. Du kannst es sicher in der Nähe anderer Pferde reiten oder anbinden; Du musst andere nicht vor ihm warnen, dass es tritt; und Du kannst es selbstbewusst in Gruppen auf die Weide lassen.

Hol dir so viele Informationen wie möglich über die Beziehung des Pferdes zu anderen Pferden. Gerne auch mal im Stall bei den Stallnachbarn fragen. Sei offen und angstfrei bei deiner umsichtigen, liebevollen Befragung. Es sei denn, du hast unbegrenzte Weidemöglichkeiten in deinem neuen Standort, dann kann eine Eingliederung mit Zeit und Vorsichtigkeit passieren. An der AKA erlernt man im EBEC-Lehrgang 4, wie man Pferde an eine neue Umgebung mit neuen Stallnachbarn gewöhnt. Ansonsten wähle ein Pferd, das weder ein Bulle ist, der andere Pferde verprügelt, noch so schüchtern ist, dass es selbst verprügelt und belästigt wird. Du möchtest, dass es sich mit anderen Pferden wohl, selbstbewusst und entspannt fühlt.

Unabhängig von ihrer üblichen sozialen Position ist es aus Sicherheitsgründen wichtig, neue Pferde zu beaufsichtigen, wenn sie ihren Platz in der Herde finden. Hole dir gerne bei uns die Kompetenz, damit nichts passiert, denn du kennst ja meistens in deinem neuen Stall auch nicht jedes Pferdeverhalten in der Herde. Das ist gar kein einfaches Unterfangen. Gerne kannst du dazu auch einfach eine Videoanalyse buchen, dann zeigen wir dir wie es geht und was es zu beachten gibt.

4. Könnte das Pferd friedlich in einer neuen Umgebung leben und arbeiten?

Denke auch unbedingt darüber nach, wie die Management-Situation des Pferdes sein wird: Wo und wie wird es untergebracht sein? Kann es von anderen Pferden getrennt werden? Wird das neue Leben eine radikale Veränderung sein? Oder wird das Pferd bei Dir in ähnlichen, dem Pferd bereits bekannten Lebenssituation leben? Also es ist nicht alles auf einmal neu. Schau dir gut die jetzigen Lebensbedingungen an. Was kennt das Pferd schon und was wird neu sein? Entsteht eine Unter- oder Überforderung oder sind es eigentlich nur die neuen Freunde, an die es sich gewöhnen muss? Oder wird sogar vieles pferdegerechter und schöner?

Obwohl sich die meisten Pferde an neue Situationen anpassen können, können es einige nicht. Kaufst du ein Reitpferd auf höherem Niveau, das dafür wunderbar funktioniert? Dann kann es anspruchsvoll sein, es an einen Freizeitstall mit Offenstallhaltung zu gewöhnen. Es braucht dazu Kompetenz. Du solltest herausfinden, ob dein Wunschpferd damit vertraut ist, sich auch partnerschaftlich um andere Pferde zu kümmern und ob es auch ertragen kann, allein zu sein. Das sind wichtige Fragen, die du dir stellen solltest.

Du kannst ein ruhiges Pferd haben, das plötzlich unter Trennungsangst leidet, nachdem es den Stall gewechselt hat. Ein solches Verhalten kann eine Kettenreaktion auslösen und dich als neuen Besitzer vor dem Pferd zurückschrecken lassen. Für ein glücklicheres Pferd und einen glücklicheren Besitzer sollte sichergestellt werden, dass das Pferd gut mit einer Umgebung umgehen kann, die der ähnlich ist, in der es untergebracht wird, sage ich. Am hilfreichsten ist es zu verstehen, wie groß der Unterschied zwischen dem Management sein wird, das das Pferd bei dir haben wird, im Vergleich zu dem, was es in seinem bisherigen Leben erlebt hat.

5. Hat das Wunschpferd gute Umgangsformen am Boden?

Auch wenn es so scheinen mag, als wäre es „nur eine Trainingsfrage“, möchtest du ein Pferd mit guten Umgangsformen: ruhiges Stehen beim Putzen und Satteln, leichtes Anheben der Hufe, geduldiges Warten am Aufstiegsblock, das Einhalten eines sicheren Abstands zu den Füßen der Betreuer beim Führen. Wenn du ein Pferd in Betracht ziehst, stelle verhaltensbezogene Fragen. Wie geht es mit verschiedenen gesundheitlichen Maßnahmen um und wie damit, wenn es in einen Anhänger verladen und transportiert wird?

Das Verhalten ist oft eine Reflexion des Trainings (oder des Mangels daran); Höflichkeit beim Führen deutet darauf hin, dass das Pferd als Jungtier eine gute Ausbildung und Pflege erhalten hat und gelernt hat, den persönlichen Raum der Menschen zu respektieren. Oder dich eben bewusst auf das Umtrainieren vorzubereiten.

In der AKA und der beruflichen Erfahrung unserer EBEC-Students haben wir schon oft gesehen, dass einige Pferde mit etwas abnormalem Verhalten in der Interaktion mit Menschen (am Boden) auftreten. Sie könnten sich in die Grenzen des Menschen bewegen oder sogar unangemessene Aggressionen zeigen (Schnappen, Drohen mit Tritten).

Ein solches Verhalten könnte tief verwurzelt sein. Manchmal kommt dies von schlechter sozialer Exposition als Jungtiere, zu früh von anderen Pferden getrennt, bevor sie gutes soziales Verhalten lernen konnten, oder sie haben harte Konsequenzen erlitten in zu harter Hand. Es findet sich auch häufiger bei Pferden, die als Waisenfohlen aufgezogen wurden oder nur mit ihrer Mutter aufgewachsen sind, ohne andere Pferde zur Interaktion zu haben.

6. Hat das Pferd eine bekannte – und gute – Lebensgeschichte?

Forscher haben herausgefunden, dass bestimmte Verhaltens- und Persönlichkeitsaspekte wie Neugier, Wachsamkeit, Ängstlichkeit und Berührungsempfindlichkeit erblich sind. Wenn du also ein junges Pferd in Betracht ziehst, könnte ein Blick auf seine Mutter, seinen Vater und Geschwister dir einen Einblick in das geben, was du verhaltenstechnisch erwarten kannst. Das sind zwar angeborene Dispositionen, die sich dann auch durch Training ändern lassen, aber eine Grundtendenz bleibt häufig gleich. Allerdings nur bei Vollgeschwistern. Bei den Halbgeschwistern schwingt ja auch die andere Erbseite mit. Es schadet aber nichts, sich nach der Abstammung zu erkundigen und ein wenig zu recherchieren. So findet man raus, ob einem das zusagt oder eher nicht so. Wer ein starkes und dominantes Pferd sucht, das sich im Sport präsentiert, der sucht nach solchen Abstammungen, während andere eher nach sanftmütigeren und nervenstarken Pferden suchen. Da kann ein Blick auf die Abstammung hilfreich sein.

Wenn du auch etwas über seine frühe Lebensgeschichte erfahren kannst, kann das aufschlussreich sein. Das Absetzen ist zum Beispiel in der Regel das einzige stressige Erlebnis im Leben eines Pferdes, und wie es durchgeführt wird, könnte lebenslange Auswirkungen auf das Verhalten des Pferdes haben, sage ich. Es ist besser, ein Pferd zu kaufen, das in einem Jungpferdeverband professionell abgesetzt wurde, statt abrupt in einem Freizeitstall.

Andere relevante Ereignisse könnten traumatische Erfahrungen wie Unfälle beim Verladen oder Scheunenbrände, frühere Management- und Trainingsmethoden sowie längere Zeiträume der Boxenruhe sein.

7. Kaut es auf Holz herum, beißt es Türen ab, läuft in der Box auf und ab oder webt es?

Eine häufig gestellte Frage bezüglich des Verhaltens von Pferden ist, ob potenzielle Kandidaten irgendwelche Stereotypen aufweisen – insbesondere das Krippenbeißen, das Luftholen oder das Boxenweben. Obwohl diese Verhaltensweisen lange Zeit als schlechte Angewohnheiten betrachtet wurden, sind sie in der Regel Manifestationen von hohem Stress und möglicherweise schlechtem Wohlbefinden.

Stereotypen sind nicht unbedingt Ausschlusskriterien, erfordern jedoch Überlegungen. Du wirst diese Verhaltensweisen wahrscheinlich nicht vollständig stoppen oder reparieren können und sie verschwinden selten vollständig. Stelle stattdessen sicher, dass du sie auf gesunde Weise akzeptieren und handhaben kannst und durch Kompetenz und Wissensaneignung mit der Zeit bereit bist, langsam umzustellen und ins Positive zu beeinflussen durch bessere Haltungs- und Managementbedingungen.

8. Passt das Pferd zur Persönlichkeit und zum Verhalten des Reiters?

Das richtige Pferd braucht für jeden Reiter eine einzigartige Passform. Es ist nie Einheitsgröße, sondern immer Einheitsgröße für den Einzelnen.

Um erfolgreich zu harmonieren, müssen sich das Verhalten und die Persönlichkeit des Pferdes gut mit denen des Reiters vermischen. Das erfordert ehrliche Selbstreflexion auf deiner Seite – was nicht immer einfach ist. In vielerlei Hinsicht ist der gesamte Prozess, sein ideales Pferd zu finden, wirklich eine Reflexion dessen, wer man ist und wo man hinmöchte.

Du könntest ja im Stall, wenn du dein potenzielles Pferd anschaust, mal eine einfache Fähigkeit beibringen, wie zum Beispiel einen Schritt vorwärts als Reaktion auf ein neues Signal zu machen. Wenn das Pferd es schnell beherrscht, deutet das darauf hin, dass es von dir schnell lernt und ihr auf dem gleichen Nenner seid. In einigen Fällen sind die Menschen zu schnell für das Pferd und manchmal zu langsam. Schafft ihr anhand des kleinen Versuchs euch schnell oder innerhalb von ein, zwei Besuchen aufeinander einzustellen? Lass dich vom Verkäufer nicht zu schnell in den Kauf treiben. Nimm dir ein bis zwei Trainingseinheiten Zeit, um herauszufinden, ob ihr gut zusammenpasst.

Den richtigen Persönlichkeitsmix zu finden, ist entscheidend. Es gibt keine guten oder schlechten Pferde, sondern nur Pferde, die mehr oder weniger gut zu verschiedenen Menschen passen. Alle Variationen in der Persönlichkeit helfen jedem Pferd, sich an eine bestimmte Disziplin, eine bestimmte Lebensweise und einen bestimmten Reiter anzupassen.

Ängstliche Pferde könnten zum Beispiel für Reiter auf niedrigerem oder mittlerem Niveau zu gefährlich sein. Da sollte man darauf achten und seine eigenen Fähigkeiten mit in Betracht ziehen. Ruhig auch beim Reiten die Zügelhand mal lang lassen, die Zügel aus der Hand kauen lassen und beobachten, ob das Pferd beschleunigt oder zu langsam wird und einfach stehen bleibt. Beides können Anzeichen von Nervosität oder Lethargie sein. Einfach bewusst hinschauen und kleine Tests machen. Das Pferd sollte in seinem Tempo bleiben und auf deine nächsten Signale warten. Das gilt sowohl für das Sport- als auch das Freizeitpferd.

In der Zwischenzeit solltest du auch einen kritischen Blick auf dich selbst werfen, um zu sehen, wozu du in der Pferd-Mensch-Beziehung fähig bist. Wie konsequent kann ich sein? Wie kann ich einen Mehrwert schaffen? Kann ich die sichere Basis für sie sein, um eine Bindung zu einer völlig anderen Spezies zu erleben? Was kann das Pferd schon, was muss es hinzulernen und habe ich die Kompetenz ihm das Neue beizubringen oder woher bekomme ich diese Kompetenz?

Eigentlich ist es gar nicht so anders als beim Dating! Wie können wir erwarten, unser ideales Pferd zu haben, wenn wir Schwierigkeiten haben, seine Bedürfnisse zu erfüllen? Oder uns der gegenseitigen Bedürfnisse nicht bewusst sind. Bewusstmachung ist schon die halbe Miete.

Die Take-Home-Nachricht:

Das Suchen nach dem perfekten Pferd erfordert sorgfältige Überlegungen, nicht nur hinsichtlich Zucht und sportlicher Fähigkeiten, sondern auch hinsichtlich des Verhaltens und der Persönlichkeit des Pferdes. Ein kritischer, ehrlicher Blick auf Pferde aus der Sicht eines Verhaltensforschers, sowie wir in der AKA es sind, kann zu einer guten Übereinstimmung führen.

Finger weg bei diesen roten Flaggen!

Wenn du die unvermeidlichen Kompromisse eingehst, die mit der Auswahl eines neuen Pferdes einhergehen, solltest du wissen, dass es einige Verhaltensweisen gibt, die wirklich Deal-Breaker sind. Gefährliche aggressive Verhaltensweisen gegenüber Menschen oder Tieren, wie wildes Beißen oder Treten oder das Senken des Kopfes und Buckeln mit der Absicht, den Reiter abzuwerfen, sollten absolute rote Flaggen sein – egal wie großartig die Abstammung oder die Leistung des Pferdes ist.

Es sei denn, du bist ein hochqualifizierter EBEC-Profi, mit EBEC ausgebildet, Teil der AKA-Family und bist in der Lage, auch das problematischste Verhalten eines Pferdes umtrainieren zu können, denn das erlernt man an der AKA. EBEC’ler sind bereit, sich einer möglicherweise enttäuschenden Herausforderung im Training zu stellen. Doch wenn dir diese Voraussetzungen (noch) fehlen und du in Ruhe alleine durchstarten möchtest, dann achte auf diese Red-Flags.

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