Streicheln oder Klopfen zum Loben des Pferdes – Was ist besser?

Klar will man sein Pferd loben, wenn es etwas gut gemacht hat. Oder wenn man sich einfach drüber freut, dass man so gut miteinander klar kommt.

Doch wie soll man sein Pferd richtig loben? Streicheln, tätscheln oder zur Belohnung klopfen? Und wo genau?

Wenn man drei Pferdeleute fragt, hat man am Ende wahrscheinlich vier Meinungen. Und weiß immer noch nicht genau, wie man sein Pferd richtig lobt.

Doch zum Glück gibt es ja die Wissenschaft, die diese Frage jetzt beantwortet hat.

Wissenschaftlich nachgewiesen: Streicheln ist besser als klopfen.

Wir von der Andrea Kutsch Akademie sagen ja schon länger, dass es aus Sicht des Pferdes (= pferdezentrisch) verständlicher ist, wenn das Pferd nicht auf den Hals geklopft, sondern gestreichelt wird.

Inzwischen gibt es einen weiteren wissenschaftlichen Nachweis dafür. In dem Video unten seht ihr einen wild aufgewachsenen Mustang, der bei der ersten Begegnung komplett untrainiert war. Auf Basis unserer wissenschaftlichen Trainingsmethode EBEC (Evidence Based Equine Communication) haben wir ihn an menschliche Berührung am Hals sowie an das Halfter gewöhnt.

Zu diesem Zeitpunkt wurde noch keine Konditionierung auf lobende Reize wie Klopfen oder Streicheln als Belohnung für positives Verhalten etabliert.

Es zeigt sich, dass das Pferd leichte Berührungen am Hals in Richtung Widerrist akzeptiert. Dagegen empfindet es Klopfen als wesentlich unangenehmer, wenn nicht gar als bedrohlich. Ein Abwehrverhalten ist deutlich erkennbar.

Die unten angehängte Original-Studie untermauert damit die These, dass Streicheln oder Kraulen am Widerrist aus einer pferdezentrischen Perspektive das bevorzugte Lob ist.

Klopfen ist kein natürliches Verhalten von Pferden

Pferde sind Herdentiere, die nicht allein leben können und die vielfältig untereinander interagieren. Wer sie beobachtet, wird zahlreiche natürliche Verhaltensweisen feststellen.

Was man nicht finden wird, ist ein natürliches Verhalten unter Pferden, das mit dem Klopfen von Mensch zu Pferd vergleichbar wäre. Deshalb kann man annehmen, dass das Klopfen am Hals nicht passend bzw. artgerecht ist.

Dagegen lässt sich unschwer gegenseitige Fellpflege als Verhalten biologischer Bedeutung identifizieren. Es wird von Pferden bei Artgenossen in einem sozialen Kontext als auch im Bindungsprozess als Komfortverhalten durchgeführt.

Untersuchungen zeigen, dass das Kraulen im Bereich des Wiederristes eines Pferdes gegenseitige Fellpflege zu imitieren scheint.

Damit sollte es besser zum Loben geeignet sein als das gängige Klopfen oder Tätscheln am Hals. Eine wissenschaftliche Studie hat genau das jetzt bestätigt.

Streicheln und Klopfen wissenschaftlich betrachtet

Ziel der Studie war es, festzustellen, ob Pferde unterschiedlich auf das Kraulen am Widerrist, das Klopfen am Hals und auf keine Aktion während des Reitens reagieren.

In der Studie wurden 18 Pferde willkürlich ausgewählt und auf drei Versuchsgruppen aufgeteilt. Jedes Pferd wurde durch einen kurzen Parcours geritten (20m x 40m) und eine der Methoden wurde für jeweils eine Minute angewandt. Der Parcours wurde dann zwei weitere Male geritten, um die zwei verbleibenden Methoden zu testen.

Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität und verhaltensspezifische Haltung von Ohren, Beinen, Schweif, Kopf und Mundbewegungen wurden bei allen Pferden gemessen. Im Vergleich zum Kraulen am Wiederrist verursachen die zwei anderen Methoden ein höheres Maß an unruhigem Verhalten, einschließlich des Ohren anlegen, eindeutigem Zug gegen den Zügel und Schweifschlagen.

Die verhaltensspezifischen Ergebnisse in dieser Studie lassen annehmen, dass einminütiges Kraulen am Wiederrist dem Pferd helfen kann, sich unter dem Sattel zu entspannen. Entgegen der Erwartungen zeigten die Pferde eine ähnliche hohe Anzahl von unruhigem Verhalten in der Kontrollgruppe und beim Klopfen am Hals.

Diese Erkenntnisse haben Auswirkungen auf die Handhabung und das Wohlbefinden der Pferde beim Reiten. Einminütiges Kraulen am Wiederrist des Pferdes kann – im Vergleich zum Klopfen am Hals oder zum nicht Berühren – für Reiter eine nützliche Methode sein, um Pferden beim Reiten zur Entspannung zu verhelfen, und somit das Wohlbefinden des Pferdes zu fördern.

Entsprechend lässt sich im Pferdetraining das Streicheln am Hals oder Widerrist als positiver Verstärker im Rahmen der operanten Konditionierung nutzen.

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Physiological and behavioral responses of horses to wither scratching and patting the neck when under saddle

Zoë Thorbergson* (Charles Sturt University, New South Wales); Sharon Nielsen (Charles Sturt University, New South Wales); Rodney Beaulieu (California State University, United States); Rebecca Doyle (University of Melbourne, Australia)

Evidence suggests riding could be considered an arousing event for horses, and so may have implications for their welfare. Historically, horse trainers indicate relaxation of the horse during riding is imperative to facilitate learning and ease of training as it allows the horse to be in a state more conducive to respond to rider aids. Patting the neck as a form of reward or a means to soothe the horse has been recommended in certain riding manuals. No comparable horse-horse behaviors to human-horse patting have been identified, thus patting may not be relevant ethologically. Mutual grooming has been identified as a behavior of biological importance and is performed by equines towards conspecifics in a social bonding context and as a comfort behavior. Research suggests that scratching the wither area of a horse seems to imitate mutual grooming, thus may be a more useful tool for relaxation compared to the common practice of neck patting. The aim of the present study was to determine whether horses respond differently to wither scratching (WS), neck patting (NP) and no interaction (control, C) when under saddle. In the current study, 18 horses were exposed to three randomized treatments: C, NP and WS. Each horse was ridden through a short obstacle course (20 X 40 m), one of the three treatments were applied for one minute. The course was then ridden twice more in order to test the remaining two treatments. Data were analyzed using a generalized linear mixed model in AsREML. Heart rate (HR), heart rate variability (HRV), and behavioral postures, of ear, leg, tail, head, and mouth movements were measured in the horses. Wither scratching produced a significantly longer duration of the relaxed-type behaviors head below the withers (F= 24.62, P < 0.001) and neutral ears position (F= 9.35, P < 0.009), than the other two treatments. Compared to WS, C and NP treatments caused more agitated-type behaviors including ears back (F= 11.91, P = 0.003), reefing on the reins (defined as a distinct pull against the reins) (F= 28.16, P < 0.001), and tail swishing (F= 18.32, P < 0.001). No significant treatment differences were found for HR and HRV parameters measured. Behavioral results in the current study suggest that wither scratching for a one minute period may help to increase relaxation when the horse is standing under saddle. Unexpectedly, horses displayed a similar number of agitated behaviors during both NP and C treatments. These findings may have implications for the management and comfort of horses while under saddle. Two behaviors, left ear lateralization and right ear lateralization, were identified as being potentially useful indicators of the affective states of horses. While these behaviors show promise, further investigation is needed.

LP: Wither scratching for one minute may provide a useful tool for riders to help a horse relax while under saddle compared to neck patting or no contact and consequently improve welfare.

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