Um in der Pferdeausbildung langfristige Lernerfolge zu erzielen, ist es wichtig, sich klarzumachen, wie sich Pferde erinnern und wie das Pferde-Gedächtnis funktioniert.
Eine wichtige Rolle spielt das sensorische Gedächtnis. Jedes Mal, wenn ein Pferd etwas hört, sieht, riecht oder spürt werden Erinnerungspuren im sensorischen Bereich des zentralen Nervensystems angelegt und abgespeichert.
Allerdings finden im Pferde-Gedächtnis nur 2% dieses sensorischen Inputs den Weg in die permanente Erinnerung. Aber gerade weil dies nur ein Bruchteil aller sensorischen Erfahrungen ist, die ein Pferd im Training macht, gilt es, sie positiv zu besetzen. Sie sind – so Andrea Kutsch – der Weg zur langfristigen Formung des Verhaltens, speziell im Jungpferdetraining.
Angst vorm Sattel ist hier ein häufiges Problem – auch als Sattelzwang bekannt. Um dem Pferd im Training diese Angst vorm Sattel zu nehmen, bekommt ein junges Pferd etwa das erste Mal eine Decke aufgelegt, als kleinen Teilschritt zum Satteln. Gearbeitet wird mit Shaping, mit operanter Konditionierung und mit negativer Verstärkung: Die Satteldecke wird entfernt, wenn das Tier stehenbleibt.
Was aber nach dem Training passiert, ist ebenso bedeutsam für das Lernen. Angenommen, die Satteldecke ist abgenommen und das Pferd kommt neugierig an, riecht an der Decke, erkundet die Textur mit den Tasthaaren, will lecken. Das ist die große Chance, positive Erinnerungsspuren im sensorischen Gedächtnis anzulegen. Also: Unbedingt erlauben, denn was das Pferd jetzt abspeichert, ist wichtig für spätere Lernerfolge. Es verbindet positive sensorische Erlebnisse mit der Satteldecke, die die Chance haben, in das Langzeitgedächtnis zu gelangen und dort permanent verankert zu werden. Und wenn das passiert, wird jedes Training mit der Satteldecke problemlos ablaufen.
Dazu gilt es auch, die Voraussetzungen in der Umgebung zu schaffen. Denn wissenschaftlich erwiesen ist, dass das Abspeichern von Informationen in die permanente Erinnerung unmöglich ist, wenn der Puls des Pferde hoch ist, wenn es unter Stress steht. Eine Atmosphäre der Ruhe sowie konzentriertes, fokussiertes und vorbereitetes Arbeiten erhöhen deutlich die Chance, dass sensorische Informationen ins Langzeiterinnerungsvermögen gelangen.
Tipps und Trick, wie solche wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Arbeit mit Pferden umgesetzt werden können, vermittelt Andrea Kutsch im Video und in den Kursen der AKA.