Zu eng geschnürte Nasenriemen der Trense bringen Nachteile in der Pferdeausbildung

Ein wichtiges Reitinstrument ist das Zaumzeug, auch Trense genannt. Es ist ein wichtiges Kontrollwerkzeug, um Sicherheit von Reiter und Pferd zu gewährleisten. In der Kritik neuester Studien steht der Nasenriemen der Trense, der unter anderem das Gebiss am richtigen Ort halten und eine gleichmässige Druckverteilung auf das Pferdemaul unterstützen soll. Aufmerksamkeit der Pferdewissenschaftler findet auch der sogenannte Sperriemen, der das Öffnen des Pferdemauls beim Reiten verhindern soll.

In dem LPO Ausrüstungskatalog der Deutschen reiterlichen Vereinigung (FN) befinden sich Richtlinien zum korrekten Verschnallens des Nasenriemens für die Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit. Eine internationale Richtlinie besagt, dass zwei Finger zwischen Riemen und Pferdekopf passen sollten. Ist er enger geschnürt, entfällt nicht nur seine Funktion als Trainings- und Kommunikationsinstrument, das Pferd kann auch Schmerzen erleiden. Umso erschreckender ist, was das Team von der Universität Limerick sowie von der Universität Sydney in ihrer internationalen Studie an 750 Pferden im Profisport in Irland, Belgien und England herausfanden: Sowohl bei Pferden in der Dressur wie auch in der Jagd war der Nasenriemen nahezu standardmäßig weitaus enger als empfohlen geschnürt. Die negativsten Ergebnisse maßen die Forscher an Derby-Pferden. Das Gesamtergebnis: Nur bei 7% der untersuchten Pferde war die Richtlinie eingehalten.

Der Abstand des Nasenriemens der Trense muss genauer sein als die 2-Finger-Faustregel

Die Empfehlung des Abstandes von zwei Fingern taucht bereits in Texten von 1956 auf und wurde von der Federation Equestere Internationale (FEI) zum Wohle der Tiere übernommen. So finden sich sowohl in den FEI Springregeln (FEI Jump Rules) als auch den FEI Dressurregel (FEI Dressage Rules) klare Vorgaben, welches Zaumzeug zu verwenden ist und welche Verschnallungen als unethisch gelten. Aber wie so häufig mangelt es hier an der Umsetzung und der Kontrolle im Reitsport und Breitensport vor Ort. Denn die Richtlinie beinhaltet eine Ungenaue – zu individuell variieren nicht nur die Fingerdicke, wie auch die Form der Pferdeköpfe, sondern auch Art und Form der Nasenriemen. Zudem sagt diese Richtlinie nichts über den exakten Sitz des Nasenriemens aus. Obwohl signifikante Studienergebnisse über die Folgen dauerhaft enger geschnürter Nasenriemen noch ausstehen: Einzelne Arbeiten zeigen bereits, dass Pferde mit eng gezogenen Nasenriemen deutlich sensibler und ausweichender auf das Gebiss reagieren und teilweise erhöhte Augentemperaturen hatten – ein deutliches Anzeichen von Stress. Doch tiefergehend sind die Zusammenhänge und Folgen bisher nicht untersucht worden. Vielleicht ein Grund, warum das von internationalen Pferdewissenschaftlichen Universitäten entwickelte Messinstrument (Zügeldruckmessgerät) aus Hartplastik, was Profisportlern zur Verfügung gestellt wird, um einheitlich zu ermitteln, wie eng der Nasenriemen sitzt, kaum angenommen wird. In den Lehrgängen der AKA wird das Zügelmessgerät im Rahmen der Praxistage eingesetzt, um den Teilnehmern ein messbares Gefühl zu geben, wieviel Zug am Zügel oder an der Doppellonge, wieviele Newton auf den Pferdekopf überträgt.

Zügelmessgeräte helfen dem Reiter zu erkennen, wann zu viel Druck auf das Pferdemaul ausgeübt wird

Grund genug für das Forscherteam, genauer hinzusehen und mit eben diesem Messinstrument zu ergründen, wie die Realität aussieht. Bei sechs verschiedenen Profi-Events in Irland, England und Belgien aus den Bereichen Dressur, Derby und Jagd sammelten sie Daten zur Korrelation, von der Art der Veranstaltung über das Alter der Pferde, ihre Vorgeschichte bis hin zu Art und Sitz des Nasenriemens. Unterschieden wurden hierbei fünf Stufen der Straffheit – von dem angedachten zwei Finger breiten Abstand zur Haut bis hin zu der Unmöglichkeit, das Messgerät überhaupt zwischen Nasenriemen und Pferdekopf zu platzieren. Letzteres war bei 44 % der Tiere der Fall. „Diese extrem hohe Zahl widerspricht jeglicher Logik und der korrekten Anwendung der Lerntheorien in der Ausbildung des Pferdes, denn die enge Schnürung erlaubt es ja gar nicht mehr, dem Pferd durch Lösen des Drucks über die Zügel eine positive Rückmeldung zu geben“, so die Studie. Sie kommt aber auch noch zu einem anderen interessanten Schluss: Da es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter der Pferde, ihrem Trainingsstatus oder ihren Eigenschaften gab, scheint die enge Schnürung der Nasenriemen weniger mit vorangegangenen Problemen der reiterlichen Ausbildung des Pferdes, sondern viel mehr mit reiner Gewohnheit zu tun zu haben. Es ist als Reiter und Pferdetrainer also durchaus sinnvoll den Druck am Zügel gelegentlich zu messen, damit der Reiter ein Gefühl dafür bekommt, wann zu viel Druck und damit eine gewaltvolle Einwirkung auf das Pferdemaul ausgeübt wird.

Die wissenschaftlich basierte Anwendung der Lerntheorien bei der Ausbildung von Pferden hilft Nervenschäden zu vermeiden

Wir in der Andrea Kutsch Akademie unterrichten die Anwendung der Lerntheorien aus einer messbaren Perspektive des Pferdes in allen Seminaren und Lehrgängen. Von grösster Bedeutung ist dieser wichtige Lerninhalt der Lernpsychologie für Pferdetrainer, Pferdeflüsterer, zertifizierte Pferdetrainer und alle die eine berufliche Karriere mit Pferden anstreben.  Denn es gilt Nervenschädigungen, vor allem bei der Jungpferde Ausbildung zu vermeiden. Einen Hinweis dazu liefert bereits eine an Menschen durchgeführte Studie zum Thema „Druckverbände“. Zu lange zu starkem Druck ausgesetzt, wurde nicht nur die Haut bis in die tieferen Schichten geschädigt, auch Nerven und Muskulatur wurden in Mitleidenschaft gezogen. Viele Probanden brachen die Studie aufgrund starker Schmerzen vorzeitig ab. Macht man sich klar, dass die Nerven, Muskeln und Gefäße eines Pferdes, die dicht unter der Haut direkt unter dem Nasenriemen verlaufen, den gesamten Kopf bedienen, wird die Signifikanz weiterer Forschung und Regularien deutlich.

Bei der Anwendung der Trainingsmethode EBEC (evidence based equine communication) wird ein Signal, als Reiz zur direkten Kommunikation mit dem Pferdemaul zunächst sorgfälltig antrainiert und das ohne einen Nasenriemen oder Sperriemen. Wenn das Pferd einen sanften Druck am Gebiss im Maul verpürt, muss es zunächst erlernen, das dies bedeutet dem Druck zu weichen. Ein fokussiertes, gewaltfreies Reiz-Reaktions-Verfahren wird eingeleitet. Natürlichweise wird das Pferd den Druck zunächst aufsuchen, wie behavioristische Studien im Rahmen des Pferdekommunikationswissenschaftlichen Studienganges der Andrea Kutsch Akademie bestätigen. Nun gilt es dem Pferd mit Hilfe der Lerntheorien eine Umkehrhandlung beizubringen, also entgegen seinem natürlichen Verhalten, nun zu erlernen dem Druck zu weichen. Das ist ein elementar bedeutender Schritt, der zunächst vom Pferd vollständig erlernt werden muss. Der Nasenriemen kommt erst wenn von der reiterlichen Disziplin gefordert, zum Einsatz. Und auch erst, wenn das Pferd die Signale des Zügels und den Sitz des Gebisses im Maul vollständig verstanden hat. Das sorgt für ein schrittweises Lernen und für das Minimieren von Missverständnissen und Abwehrverhalten des Pferdes. Die Forschung hilft uns mit fundierten Ergebnissen aufzuzeigen, welche Folgen eine schlechte Angewohnheit, wie das zu enge Verschnallen eines Nasenriemens, für die Tiere haben kann.

In der AKA lernen Sie, wie sich mit EBEC (evidence based equine communication) ein für Reiter und Tier sicheres Training aus pferdezentrischer Sicht gestalten können. Dazu gehört eine gute Kenntnis der Physionomie der Tiere ebenso wie Verhaltenspsychologische Grundlagen, um im Miteinander zu arbeiten. Infos zu unserem Lehrgang 1 findest Du hier.

 

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